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Hahler Kranzreiten – Vorfreude auf 2022

Der Hahler Kranzreiterverein feiert sein Jubiläum ein Jahr später – mit einem Programm, das schon jetzt steht und eine ganze Menge bietet.

Foto: Ernstmeyer

Von Carsten Korfesmeyer

Das Jubiläum ist verschoben. 2022 steigt jetzt das Event der Hahler Kranzreiter, die ursprünglich Mitte Juli ihr 100. Bestehen feiern wollten. Alle Pläne sind ins nächste Jahr übertragen, heißt es aus dem Verein. Und diese versprechen schon jetzt eine ganz große Party in dem Mindener Stadtteil. Gefeiert wird über drei Tage.

Das Festzelt mit Außenbereich ist dann stilvoll dekoriert und was das Programm betrifft, dürfte es frühere Auflagen toppen. Die legendären Dominos treten (nach aktuellem Stand der Dinge) ebenso auf die Bühne wie die Partyband „Münchner Zwietracht“ und die Sängerin Anna-Maria Zimmermann. Hahlen wird alles nachholen, was in diesem Jahr ausfallen muss und nahtlos an die Tradition des Kranzreitens anknüpfen, die den Ort so einzigartig macht. Nicht nur im Verein fiebert man dem Ereignis schon jetzt entgegen. Der Wettkampf und das ganze Drumherum fasziniert alle im Ort. „Und auch aus dem Umland“, sagt Vereinsvorsitzender Frank Weber.

Foto: Ernstmeyer

Geschmückt ist der Ort trotzdem und in diesen Tagen lebt der Geist des Kranzreitens auf, obwohl die Party erneut nicht steigen kann. Es herrscht eine positive Stimmung in Hahlen und in kleinen Gruppen dürften sich manche Leute auf der Straße begegnen, die zumindest innerlich ein wenig in Feierlaune sind. Rund 300 Mitglieder zählt der Kranzreiterverein aktuell und die Pandemie hat daran nichts verändert. Für den Vorstand ist das ein klares Signal, wie sehr sich die Menschen mit dem Event identifizieren, in dessen sportlichem Mittelpunkt der Wettkampf in der Moorarena steht. Und dabei geht es recht hoch her.

Foto: Ernstmeyer

Es geht darum, mit dem Pferd in Richtung Galgen zu reiten und dann den Kranz zu reißen. Rund 30 Reiter versuchen das – und wer nach allen Runden am Ende übrig ist, erhält den Titel „Präsident“. Dabei kommt es zu mancher spektakulären Situation, denn die Teilnehmer geben alles und landen durchaus auch mal unsanft in den Sägespänen. Woher kommt die Tradition? Der frühere Vorsitzende Ingo Meyer kennt da mehrere Theorien. Eine ist, dass die Menschen damit die ritterlichen Reiterspiele nachstellen wollen. Eine andere ist, dass junge Reiter im Wald unterwegs waren und Äste rissen. „Kranzreiten war früher sehr verbreitet“, sagt Frank Weber. In Hahlen hat es sich gehalten und vor exakt 100 Jahren wurde der Verein gegründet, der dieses Spektakel ausrichtet. Das Kranzreiten selbst gibt es schon länger. Der Verein kennt sogar Quellen, die bereits auf das Jahr 1875 zurückgehen.

Foto: Ernstmeyer

In der sehr langen Tradition ist es dem Kranzreiterverein gelungen, das Event immer auf Höhe des Zeitgeistes zu halten. Immer modern wirkt es, obwohl das Regelwerk uralt ist. Tausende strömen in die Moorarena und verfolgen die Wettbewerbe mit großer Begeisterung. Meist ist das Wetter gut, oft herrschen sogar heiße Temperaturen. Nur 2011 war das nicht der Fall. Da zeigte das Thermometer nur 13 Grad. „In dem Jahr war es sogar an Heiligabend wärmer“, sagt Ingo Meyer.

Das Kranzreiten gilt als ein großes gesellschaftliches Ereignis und zieht die Massen in den Mindener Stadtteil. Das Geschehen im Zelt und in der Moor­arena gilt als Höhepunkt, umrahmt wird es aber von weiteren Programmpunkten – beispielsweise dem Hufeschneiden auf dem Dorfplatz oder dem Mähen der Moorarena. Für die Reiter ist der Wettbewerb zugleich mit monatelangem Training verbunden. Der Wettkampf steht prinzipiell jedem offen, der Mitglied im Verein ist und gern mitmachen möchte.

Foto: Ernstmeyer

Wie steht es um die Pferde? Die werden von befreundeten Besitzern gestellt, mancher bringt sein eigenes Pferd mit. Es sei von Vorteil, wenn sich Mensch und Tier verstehen, heißt es aus Kranzreiterkreisen. Während der Trainingswochen, die unter Anleitung eines Reitlehrers laufen, werde diese Verbindung aufgebaut. Spürbar ist, wie sehr die Menschen ihr Kranzreiten vermissen, gleichzeitig ist aber Vorfreude erkennbar. „Es gehört zu Hahlen“, sagt Ingo Meyer. Diese Tradition wird fortgesetzt – das nächste Mal vom 22. bis 24. Juli 2022.