Von Carsten Dehne

Am 10. Januar war für die GWD-Profis der Winterurlaub vorbei. Wie nach der Sommerpause stand zuerst die medizinische Untersuchung im Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen an. Danach folgte der sportmotorische Test. Dann erst, am Mittwoch den 12. Januar, ging es wieder in die Halle. Baustellen hat Trainer Frank Carstens vor dem Neustart genug – mehr als uns allen lieb ist. Es ist jetzt aber auch nicht so, dass alles völlig desolat ist. Die Spiele wurden besser, die Mannschaft sammelte Punkte und wenn nicht, brachte sie die teils mächtigen Gegner öfter mal ins Grübeln. Die Aufgabe ist klar: GWD Minden muss zwei Mannschaften hinter sich lassen, um den Klassenerhalt zu schaffen.

Bei der Vorbereitung fehlen dann aber doch ein paar Spieler: Tomas Urban ist mit der Slowakei bei der EM, Max Janke fällt wegen des Mittelhandbruchs aus dem Balingen-Spiel wahrscheinlich bis Ende Februar/Anfang März aus, Doruk Pehlivan und Christoph Reißky kurieren ihre Langzeitverletzungen aus. Einer taucht glücklicherweise wieder beim Training auf: Miljan Pusica. Wie schnell Miljan nach mehr als einem Jahr Zwangspause wieder in Tritt kommt? Warten wir es ab. Er könnte bei voller Fitness und Spielpraxis ein wichtiger Faktor in der Abwehr sein. Auch Trainer Frank Carstens möchte gerne mal den Innenblock Janke-Pusica sehen. Das riecht förmlich nach einer Mammutaufgabe für den gegnerischen Angriff. Wenn alles rundläuft, könnte es zumindest für das letzte Viertel der Saison eine interessante Variante sein.

Schreibe ich eingangs von den Baustellen, so bestätigt das die Bilanz der Hinserie bzw. die Statistik in einigen Fällen. Mal so überhaupt nicht gut läuft es am Kreis. Mit nur 38 Toren von dort sind die Grün-Weißen deutlich das Schlusslicht der Liga. Melsungen und Lübbecke liegen da direkt vor GWD, haben beide aber jeweils 56 Tore vom Kreis erzielt. Schon das ist ne Menge mehr, zumindest aber ein Tor pro Spiel. Die GWD-Treffer vom Kreis teilen sich Meister (15), Thiele (13) und Richtzenhain (10). Aufgrund der oft wechselnden Abwehrformation kann sich der Trainer nicht auf einen Spieler im Angriff festlegen. Justus kommt meist ausschließlich im Angriff, Joshua und Lucas spielen beides. Was mir in fast jedem Spiel auffällt: Es kommt kaum zu Anspielen. Die Kreisläufer stehen oft nicht gut genug oder sogar völlig falsch. Ich kann natürlich nicht beurteilen, was im Training einstudiert wird. Eines ist aber klar: Vom Kreis besteht neben dem Tempogegenstoß die größte Chance auf Tore – der Werfer steht ja nun allein vor dem Schlussmann… Da muss also definitiv was passieren!

So richtig gut läuft es aus dem Rückraum auch nicht. Die Neuzugänge Jukic und Grebenc machen zu wenig Tore. Nikola traf 45-mal bei 59 Fehlversuchen (Wurfquote 43 Prozent!) – Jans Quote ist mit 47 Prozent etwas besser, er machte aber nur 18 Tore (aus 38 Versuchen). Insgesamt kommt der Grün-Weiße Rückraum auf 76 Treffer aus der „fernen“ Angriffszone – nur zwei Mannschaften sind schlechter. Ähnliches gilt für die Wurfquote insgesamt: 58 Prozent der Würfe landen im gegnerischen Tor – nur drei Mannschaften sind dabei schlechter.
Bei Rückraumtoren aus der „nahen“ Angriffszone dreht sich das Bild komplett – womit wir bei einigen positiven Statistiken für GWD wären. Kein Verein ist in der Kategorie besser als Dankersen! 177 Treffer gelingen, wenn die Rückraumspieler durchbrechen können. Was die „Steals“ angeht – also die dem gegnerischen Angriff gestohlenen Bälle –, ist Max Staar vorne mit bei der Musik. Es gelang ihm schon 10-mal. Und ja, Malte Semisch ist auch ein sehr positiver Aspekt. Er ist die Nummer vier der Ligatorhüter nach gehaltenen Bällen insgesamt. Und: Jeden zweiten Rückraumwurf aus der fernen Zone wehrt er ab!

Auch bei anderen Werten, die nicht unbedingt spielentscheidend sind, mischt ein GWD-Profi vorne mit: Mats Korte. Er hat bisher die meiste Spielzeit der Saison aller Bundesligaspieler mit 16 Stunden, 16 Minuten und 43 Sekunden. Er ist von allen Bundesligaspielern bisher am meisten gelaufen, nämlich insgesamt 82,24 Kilometer. Das gilt auch für die größte zurückgelegte Strecke in einem Spiel: 5,56 Kilometer am 14. Spieltag bei der bitteren Pleite in Stuttgart.

Eine letzte Zahl: 1.338. Mehr Zuschauer kommen im Schnitt nicht in die Kampa-Halle. Nur Balingen und Lübbecke haben weniger Besuch. Selbst wenn wir GWD und den TuS zusammenzählen, bedeutet das „nur“ Platz 10 in der Zuschauertabelle. Liegt das an Corona? Oder hat der Bundesligahandball im Mühlenkreis ein Problem?

Mehr Zuschauer werden es so schnell nicht mehr – das liegt dann wirklich an Corona. Nach aktueller Verordnung dürfen nicht mehr als 750 Menschen bei Veranstaltungen in einer Halle sein. Ziehen wir Spieler, Offizielle, Helfer etc. ab, bleibt Platz für etwa 600 Zuschauer. Im Februar darf das zweimal der Fall sein: Am Sonntag, den 13. Februar, geht es gegen Leipzig, am Donnerstag, den 17. Februar, geht es gegen Melsungen. Wir sehen uns oder wir hören uns (www.gwd-live.de oder über die GWD-APP).