Zwei Stützen gehen: Marian Michalczik und Magnus Gullerud verlassen GWD Minden zum Saisonende. Das ist das Los der Grün-Weißen – sie können halt nicht ganz oben mitspielen und dementsprechend keine Spiele im Europapokal anbieten. Es spricht aber auch für die tolle Arbeit von GWD: aus dem Talent Michalczik hat der Verein einen ambitionierten Führungs- und Nationalspieler geformt, aus dem Kreisläufer Gullerud – damals Nummer 3 der norwegischen Nationalmannschaft – entwickelte sich ein internationales Abwehrbollwerk mit Angriffsqualität.

 

GWD Minden
Foto: Sebastian Kübel

Einiges an Arbeit für Frank von Behren als Geschäftsführer Sport adäquaten Ersatz zu finden. Doch gerade die gute Arbeit an der Weser sollte Spieler schon zu GWD locken. Viel Arbeit gibt es auch für seinen Geschäftsführerkollegen Markus Kalusche. Thema: Halle. Alle paar Tage gibt es neue Gerüchte, neue oder auch alte Ideen – Stand jetzt (November 2019) wird die Kampa-Halle am 31. Dezember ein für alle Mal dicht gemacht.
49 Jahre und 3 Monate – so alt ist die Kreissporthalle Minden. Eröffnet wurde sie am 26. September 1970. Nach dem An- und Umbau 1998 wird sie Kampa-Halle genannt. Unternehmer Wilfried Kampa gab 8 Millionen Mark für die Baumaßnahmen – die restlichen 4,75 Millionen Mark waren Fördergelder. Die Geschichte eines Vereins in „seiner“ Halle – ich hab in jedem Jahrzehnt mal meine Gedanken zu GWD Minden kreisen lassen:

70er Jahre:
Als Grün-Weiß Dankersen noch um Titel spielte und diese auch holte (jaja, ich weiß, lange her…) war im Block C der Kreissporthalle meist die Hölle los. Wir bekamen im Herdergymnasium vom Sportlehrer oft Freikarten und zogen dann mit ein paar Leuten zu den Heimspielen. Vor allem gegen Gummersbach und Großwallstadt mit ihren vielen Nationalspielern waren das klasse Erlebnisse. Und wie die GWD-Haudegen gefeiert wurden. Für fast jeden gab es was Eigenes zum Anfeuern. Für Walter von Oepen zum Beispiel „Walter, lass ne Kelle los!“ Jahre später habe ich ihn bei Melitta und auch als Handball-Schiri kennengelernt. Auf dem Feld wirkte der immer so wild – dabei ist er so ein gutmütiger, ruhiger und feiner Kerl.

80er Jahre:
Nach dem zweiten Abstieg – 1986 – wurde es Jahr für Jahr merklich ruhiger bei GWD-Spielen in der Kreissporthalle. So manches Mal verirrten sich kaum 500 Zuschauer auf die Tribüne. Teilweise waren die Spiele auch grottenschlecht. Dafür braucht doch kein Mensch so eine große Halle. Von Melitta aus waren wir dennoch oft dabei – einer aus unserem Lehrjahr spielte nämlich mit. Trotzdem: schön war was anderes.

90er Jahre:
Es war Freitag, der 24. Januar 1992. Erstmals übertrug Radio Westfalica ein Handballspiel live. Damals noch mit Ü-Wagen. Und natürlich das Spiel der Spiele: Dankersen gegen Nettelstedt. Die Rothemden führten bereits 16:13 als es entscheidende Wechsel gab: „das Hirn“ Oleg Gagin vom TuS verließ das Feld, der „Haudegen“ Bernd Seehase kam für GWD drauf. Die rechte Dankerser Seite mit Seehase und Kai Stolze drehte dann noch das Spiel zum Endstand von 19:17.
Ach, was war das schön damals, am Samstag, den 20. Mai 1995: Aufstieg in die Bundesliga. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es wieder hoch. Großer Jubeltrubel in der alten Kreissporthalle mit mehr als 2.500 Fans. Die Reserve aus Flensburg war nun wirklich kein Gegner auf Augenhöhe. Lange vor Schlusspfiff feierten die Zuschauer. In meiner Sprecherkabine tummelten sich 25 (!) Frauen und Männer. Einer von ihnen sagte vor dem Spiel: „Du, Carsten, darf ich heute Mal hier oben bei dir gucken? Ich bin krankgeschrieben und möchte in der Halle nicht gesehen werden…“ Klar durfte er! Einige meiner Besucher machten in der zweiten Halbzeit schon die Sektflaschen auf – das Korken knallen war auch im Radio zu hören!

00er Jahre:
Samstag, 10. Mai 2008, 15 Uhr. GWD Minden gegen den TuS N Lübbecke am vorletzten Spieltag live im TV. Es ist ein besonderes Derby. Vier Vereine kämpfen gegen den Abstieg. GWD ist 15. mit 16 Punkten, Essen 16. mit 15 Punkten, der TuS 17. mit 14 Punkten und Wilhelmshaven 18. ebenfalls mit 14 Punkten. Gewinnt GWD sind die Grün-Weißen gerettet und der TuS abgestiegen. Es war die bitterste Derby-Heimniederlage aller Zeiten. Dankersen war im Handballklassiker chancenlos. Und musste nun am letzten Spieltag bei den als Vize-Meister feststehenden Flensburgern gewinnen. Wie wir wissen, das gelang.

10er Jahre:
Da ist ein Spiel bei mir besonders hängengeblieben: Sonntag, 10. November 2013, 13. Spieltag der Saison, der VfL Gummersbach war zu Gast. In den zwölf Saisonspielen vorher konnte GWD nicht ein einziges Mal gewinnen. Es gab vier unentschieden – „nur“ Emsdetten lag mit zwei Punkten hinter Minden. Es war kein schönes Spiel, es ging hin und her, aber am Ende gewann GWD Minden das Duell der Altmeister und das war ein „Büchsenöffner“: bis Weihnachten gab es aus sechs Partien drei weitere Sieg und die Weichen Richtung Klassenerhalt waren gestellt.
Vier Mal geht es noch in die Kampa-Halle: am Samstag, den 30. November gegen die Rhein-Neckar Löwen, am Sonntag, den 15. Dezember gegen Erlangen, am Sonntag, den 22. Dezember gegen den Bergischen HC und am Sonntag, den 29. Dezember gegen Hannover-Burgdorf. Ab Februar spielt sich das Dankerser Bundesligaheimgeschehen (zumindest) für ein halbes Jahr in Lübbecke ab. Und dann? Mal gucken.