GWD Minden: Lebenszeichen gesetzt
GWD Minden fährt nach mehreren Pleiten die ersten wichtigen Punkte ein.
Von Carsten Dehne
„Doch konkurrenzfähig!“ Hatte ich vor einem Monat in der November-Ausgabe der News mit der damaligen Bestandsaufnahme GWD Minden als fast schon chancenlos im Kampf um den Klassenerhalt gesehen, hat sich das grundlegend geändert. Zwei zusätzliche Spieler tragen das grün-weiße Trikot – das war bitter notwendig und absolut richtig. Denn siehe da – es gab die ersten Siege. So soll es sein. Schön, dass die Gesellschafter den Mehrkosten zugestimmt haben und Nils Torbrügge auf dem Markt „Nägel mit Köpfen“ machen konnte.
Jetzt kenne ich die Verträge und vor allem die Summen der Gehälter nicht, aber selbst wenn Marko Vignjevic nach seiner Verletzung und dem folgenden monatelangen Ausfall vom Verein nicht mehr bezahlt werden muss – das, was dort gespart wird, reicht sicherlich nicht, um zwei neue Spieler zu bezahlen. Einer der beiden „Neuen“ ist gar nicht so neu. Und sein Name wurde von allen möglichen Seiten in Sachen Verpflichtung immer wieder ins Spiel gebracht: Doruk Pehlivan.
Klar, der Halblinke war ja bis zu seiner Verletzung im April 2021 ein wichtiger Baustein im Spiel von GWD geworden. Sowohl im Abwehrinnenblock als auch durch explosive Vorstöße im Angriff machte er auf sich aufmerksam. Dass aus einer vermuteten vier- bis sechswöchigen Zwangspause dann eineinhalb Jahre wurden, war für Dankersen, vor allem aber für Doruk und auch für den polnischen Verein Vive Kielce, ein Schlag ins Kontor. Dort, wo seit 2014 Ex-GWD-Star Talant Dujshebaev Cheftrainer ist, sollte Doruk mehr und mehr eingesetzt werden. Um Spielpraxis zu bekommen und Verantwortung zu übernehmen, wurde der türkische Nationalspieler damals nach Minden ausgeliehen. Daran setzen Kielce und GWD wieder an, denn Doruk wird bis Saisonende weiter an GWD ausgeliehen. Vorteil: Er kennt Trainer, Mannschaft und Spielsysteme.
Ebenfalls ein „Leihgeschäft“ ist Philipp Ahouansou. Das 21-jährige Rückraumtalent hat einen Vertrag bei den Rhein-Neckar-Löwen. Eine Daumenverletzung machte ihm in der Vorbereitung zu schaffen – er fiel aus. Schnell war die Mannschaft dann eingespielt, er hat mehrere international erfahrene Spieler vor der Nase, die Einsatzzeiten wären dementsprechend gering – so ist auch dieses Geschäft sinnvoll für alle drei Seiten: für Philipp selbst, für GWD und natürlich auch für die Rhein-Neckar-Löwen. Denn der Spieler kommt richtig in den Wettkampfmodus und sammelt eine für seine Karriere garantiert wertvolle Erfahrung, da er in Minden mit dem Druck des Abstiegskampfes umgehen lernen muss. Der 2,03 Meter große Halblinke ist sehr torgefährlich, macht schnell mal völlig unerwartete Dinge, kann aber auch Abwehr spielen. Jetzt gilt es, ihn so schnell wie möglich zu einhundert Prozent in das GWD-Spiel zu integrieren.
Beide Spieler – Philipp und Doruk – entlasten den vorher doch sehr dünnen GWD-Kader und sorgen aber auch für eine ganz andere Gefahr aus dem Rückraum. Beides hat gefehlt. Jetzt scheint alles, zumindest vieles, möglich. Wenn da nicht immer wieder diese Hiobsbotschaften wären: Einen weiteren Spieler im grün-weißen Trikot werden wir monatelang nicht in Aktion sehen, Kreisläufer Carles Asensio Cambra. Der Spanier humpelte beim ersten Saisonsieg gegen Berlin schon nach einer Viertelstunde vom Feld, kam zwar noch mal wieder, aber eine genaue Untersuchung ergab die niederschmetternde Diagnose. Ein Wechsel in ein fremdes Land ist immer schwierig – die Spieler müssen sich an alles Mögliche neu gewöhnen –, das dauert eben seine Zeit. Dann bist du gerade auf einem richtig guten Weg und dann haut dir eine so schwere Verletzung dazwischen. Nach Marko Vignjevic und Ole Günther ist Carles auch schon der dritte Langzeitverletzte bei GWD Minden. Das reicht jetzt auch – danke, brauchen wir nicht mehr. Justus Richtzenhain und der aus der Reserve hochgezogene Timo Stoyke müssen es jetzt richten.
Das hatten wir auch selten: Im Dezember steht ein einziges GWD-Heimspiel an. Am Samstag, 10. Dezember, geht es gegen Leipzig. Die Sachsen sind reichlich schlecht in die Saison gestartet, haben sich langsam aber sicher berappelt. Egal, da ist was drin! Auswärts müssen die Grün-Weißen im letzten Monat des Jahres noch dreimal ran: am 1. Dezember in Stuttgart, am 15. Dezember in Melsungen und am Zweiten Weihnachtsfeiertag in Kiel.
Ich wünsche allen NEWS-Lesern sinnliche Weihnachten, einen feinen Jahresausklang und die besten Wünsche für das neue Jahr! Wir sehen und hören uns.