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GWD Minden – Geschafft!

Handball-Bundesligist GWD Minden bleibt erstklassig und startet in der nächsten Saison mit vielen personellen Veränderungen

Von Carsten Dehne

„Krake“ Tomas Urban sei Dank. Er griff sich im Sprung den letzten langen Ball der Erlanger, verhinderte somit eine klare Torchance und sorgte für ein donnerndes Gebrüll in der Kampa-Halle! (Ganz ähnlich wie vor einem Jahr Max Jahnke beim finalen Block gegen Ludwigshafen – damals in Lübbecke.) Keinen hielt es in der Kampa-Halle mehr auf seinem Platz. GWD Minden gegen HC Erlangen 22:21. Wahnsinn! Klassenerhalt! Und das nach dem megaverkorksten Saisonstart. Chapeau Frank Carstens! Chapeau Mannschaft!

Was folgte, war eine etwas längere Abschiedszeremonie – gleich elf Spieler werden das GWD-Trikot für (vermutlich) immer ausgezogen haben. Neben Perspektivspieler Alexej Demerza sind das Jan Grebenc, Nikola Jukic, Carsten Lichtlein, Lucas Meister, Doruk Pehlivan, Miljan Pusica, Christoph Reißky, Miro Schluroff, Joshua Thiele, und Christian Zeitz. Unterm Strich war das schon ein immens großer Kader. Wobei man ja wissen muss, dass er lediglich durch eine Reihe von bösen Verletzungen so aufgebläht war. Ein „goodbye“ habe ich aber vermisst: Warum wurde Geschäftsführer Markus Kalusche nicht in der Halle verabschiedet?
Trotz breitem Kader – wenn elf Spieler gehen, müssen neue her. Fang ich mal mit der aktuellsten Neuverpflichtung an: Nachfolger von Torhüterdenkmal Lichtlein wird der 23-jährige Yahav Shamir. Er kommt für zunächst zwei Jahre aus der Schweiz von Pfadi Winterthur an die Weser. Der in Israel geborene Yahav wechselte 2020 aus seiner Heimat in die Alpen. Mit Pfadi feierte er sowohl einen Meistertitel als auch den Gewinn des Supercups. Und: Nach seiner ersten Saison dort wurde er in der Schweiz zum „Publikumsliebling des Jahres“ gewählt! Er ist eben ein Torwart, der im Spiel nicht mit seinen Emotionen geizt. In Minden bildet der neue Mann mit der Nummer 55 nun das Torwartgespann mit Malte Semisch und hat einen ligaunabhängigen Zweijahresvertrag unterschrieben. Seit 2018 ist Yahav israelischer Nationalspieler – mit dem Team ist er im Oktober des gleichen Jahres in Wetzlar direkt aufgefallen: EM-Qualifikation Deutschland gegen Israel, Endstand 37:21. Klare Kiste also, aber Yahav parierte eine Reihe Würfe der etwas nachlässig gewordenen Deutschen Nationalspieler. Mit 1,85 Metern ist er nicht der Größte im Kasten – seine teils unorthodoxe Spielweise macht fehlende Zentimeter wett.


Im Rückraum rechts gibt es für Jukic, Reißky und Zeitz „erst“ einen Neuzugang: Der Däne Mathias Bitsch kommt und hat für zwei Jahre bei GWD Minden unterschrieben. Der 1,92 Meter große Linkshänder wechselt vom dänischen Erstligisten Skanderborg Arhus Handbold an die Weser. In Arhus war Mathias einer der Leistungsträger. Er ist schnell, hat Spielwitz und ist torgefährlich. Genau wie der neue Torwart Yahar sieht Mathias GWD Minden als nächsten wichtigen Schritt der eigenen Karriere. Beide wollen sich in der Bundesliga beweisen. Allerdings kann Mathias das in der Saison auf halbrechts nicht allein wuppen – da fehlt noch jemand!
Für die Garde der Rückraumlinken mit Grebenc, Pehlivan, Pusica und Schluroff steht ja seit Jahresbeginn Marko Vignjevic unter Vertrag. Ursprünglich sollte er sofort helfen – das haute nicht hin. Viele Zuschauer und Fans zweifeln, ob er der richtige Spieler für GWD ist. Jetzt muss er beweisen, dass dem nicht so ist. So ziemlich jeder hätte gerne eine Vertragsverlängerung von Miro Schluroff gesehen – das ist leider gescheitert und lag nach meinen Informationen nicht am Spieler. Ob es da noch einen weiteren Halblinken geben wird? Eher nicht, denn Pehlivan und Pusica waren ja dauerverletzt und sowohl Grebenc als auch Schluroff sollten ja die dadurch entstandene Lücke füllen. Bei Miro war das gelungen. Für die Kreisläufer Meister und Thiele wurde bereits Anfang des Jahres der Spanier Carles Asensio Cambra verpflichtet. Zusammen mit Justus Richtzenhain bildet er das neue Kreis Mitte-Gespann. Kommt sonst noch was? Wie weiter oben geschrieben – ein Linkshänder für den rechten Rückraum fehlt noch, ansonsten dürfte der Kader stehen.

Und keiner von uns muss ein Prophet sein – es wird auch in der Saison 2022/2023 in erster Linie darum gehen, den Klassenerhalt zu schaffen. Kleiner, feiner Wunsch von mir: Es darf gern etwas früher sein …

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