Von Carsten Dehne

Also bescheidener kann es doch nun wirklich nicht sein. Wie kann eine Mannschaft allein ein derart schlimmes Verletzungspech haben? Ich kann mich null Komma null daran erinnern, dass jemals ein Verein so fies gebeutelt wurde wie GWD Minden in dieser Saison. Gerade, wo die Mannschaft schlagkräftig genug für den Kampf um den Klassenerhalt schien, trifft es die Grün-Weißen erneut – aber so richtig.

Auch Justus Richtzenhain zog sich einen Kreuzbandriss zu. Nicht nur, dass es nach Marko Vignjevic, Ole Günther und Carles Asensio bereits der vierte Kreuzbandriss innerhalb kürzester Zeit ist – GWD hat jetzt keinen ursprünglich geplanten Kreisläufer mehr. In der Pressekonferenz vor dem Spiel in Melsungen brachte GWD-Coach Frank Carstens das süffisant auf den Punkt. Er sagte, dass die Melsunger Deckung wunderbare Lücken für Kreisläufer bietet – wenn man denn einen Kreisläufer hätte. Das hat natürlich nicht zu sagen, dass der Trainer mit der Leistung von Timo Stoyke nicht zufrieden ist. Aber Timo, eigentlich für die Reserve in der dritten Liga vorgesehen, wurde ohne größere Vorbereitung ins kalte Bundesligawasser geworfen.

Als ob das alles nicht schlimm genug war, fehlte Luka Sebetic Anfang Dezember wegen einer Gehirnerschütterung (das gleiche Schicksal ereilte Amine Damoul ja schon ein paar Wochen vorher). Plötzlich fielen dann aber vor dem wichtigen Heimspiel gegen Leipzig wegen Verletzung (Max Staar) und Krankheit (Niclas Pieczkowski, Amine Damoul, Doruk Pehlivan, Jacob Hein und Timo Stoyke) weitere GWD-Spieler aus – Frank Carstens musste auf insgesamt elf (!) Schützlinge verzichten. Wie soll das jemand kompensieren? Und dann holt die Mannschaft fast noch einen Punkt gegen die Sachsen… Wahnsinn. Aber auch nutzlos.

Es ist wie verhext. Geschäftsführer Nils Torbrügge sucht händeringend nach Ersatz am Kreis und Trainer Carstens darf jede Woche ein neues Aufstellungspuzzle lösen. Ich kann mir vorstellen, dass der Frank gar nicht mehr gerne ans Telefon geht, wenn er auf dem Display den Namen einer seiner Spieler sieht. „Bitte nicht die nächste Hiobsbotschaft…!“

Und während sich Woche für Woche Jungs aus der zweiten Mannschaft oder der A-Jugend im Bundesligateam aufreiben, punktet die Konkurrenz lustig und munter weiter. Mittlerweile sind es kurz vor Weihnachten wieder drei, vier und fünf Punkte Abstand zum rettenden Ufer. Und ja, die Winterpause kommt gerade für die Grün-Weißen wie gerufen. Aber irgendwann beginnt die Vorbereitung auf die Rückrunde. Dann sollten bestenfalls wieder alle – bis auf die Langzeitverletzten – fit und gesund sein. Damit sich die Dankerser einspielen und abstimmen können. Damit sie alle Chancen haben, die Klassen zu halten.

Eine Sache ärgert mich seit Jahren: Wenn ich irgendwo geschrieben sehe (oder manchmal auch höre): Der GWD Minden. „Der“ GWD Minden… Das gibt es einfach nicht. Meine Güte, wie kommt man denn da drauf? Das zeigt dann leider, dass sich viele Menschen gar keine Gedanken machen, was dieses Akronym überhaupt bedeutet. Grün Weiß Dankersen Minden. Okay, die allermeisten Leser der News werden es wissen – mich treibt es in den Wahnsinn, wenn ich das lese oder höre. Ein kleiner Blick in die Geschichte: Seit November 1985 nennt sich der Verein so. Die damaligen Macher erhofften sich mehr Interesse von Sponsoren, wenn der Begriff „Minden“ im Vereinsnamen auftaucht. Mit der Gründung des GWD-Pools war das auch gelungen.

Ein bisschen dauert es noch, bis wir die Grün-Weißen wieder in Aktion sehen: Am 9. Februar steigt das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen mit Juri Knorr. Es wird eines der letzten Spiele in der Kampa-Halle sein – am 31. März wird das alte Schätzchen dichtgemacht, grundlegend saniert und wenn alles nach Plan läuft nach den Sommerferien 2024 wieder eröffnet. Bestenfalls mit einem Handballbundesligaspiel.