Genuss und schöne Momente
Feiern in Krisenzeiten? Warum so was in diesem Jahr auch wichtig ist.
Von Carsten Korfesmeyer
Es geht allmählich auf die Weihnachtszeit zu und diese Phase im Jahr verbinden wir mit besinnlichen Momenten, flackerndem Kerzenlicht oder Augenblicken mit der Familie und Freunden. Der Advent und die Feiertage sind schöne Auszeiten von der Alltagshektik. Die Zeit wirkt wie ein kleiner Abstecher in eine Wohlfühlwelt und es ist klasse, den Trott einmal hinter sich zu lassen. Nur in diesem Jahr ist gefühlt alles merklich anders. Krieg, Energiekrise kletternde Preise – all das macht eigentlich keine Lust aufs Fest. Es herrscht schlechte Stimmung, aber: Soll schlechte Laune jetzt zum Alltag werden? Ich denke: Nein.
Menschen müssen auch die schönen Seiten des Lebens haben. Wir brauchen positive Momente und etwas, auf das wir uns freuen dürfen. Und darum sage ich Ja zur Weihnachtsfeier, denn angenehme Stunden im Kreis netter Leute sollte sich jeder verdient haben. „Entspannen und Genießen“ heißt daher das Zauberwort bei jeder Weihnachtsfeier.
Was könnte man auf einer Weihnachtsfeier alles tun? Sicherlich gehört ein gutes Essen dazu, aber man könnte ja auch etwas miteinander koppeln, was sich eh anbietet. Tennismannschaften könnten beispielsweise vorab ein kleines Turnier austragen. Das Team einer Computerfirma könnte das Essen mit PC-Spielen verbinden. Ein Sprachkurs für Fortgeschrittene irgendeiner VHS könnte bei einem Besuch beim Griechen, Italiener oder Spanier auf schmackhafte Weise seine Sprachkenntnisse auffrischen – und ausgiebig schlemmen.
Ähnlich handhabt das die eine oder andere Arbeitsgruppe. So verbinden viele gerne das Angenehme mit dem Nützlichen. Sich in ansprechender Atmosphäre auszutauschen, macht einfach Spaß. Und abseits des Alltagsgeschäfts hat man mal Gelegenheit, sich in Ruhe zu unterhalten. „Endlich haben wir mal genug Zeit, unsere ehrenamtliche Tätigkeit Revue passieren zu lassen“, sagt eine, die seit Jahren jeden ersten Sonntag im Monat Kirche für Kinder mitgestaltet. Nicht selten entstehen dabei spontan neue Ideen für das vor ihnen liegende Jahr.
Es gibt viele Anlässe, zu Weihnachten essen zu gehen. Vielen Paaren sieht man es irgendwie schon an. Da ist dieses Leuchten in ihren Augen, vertraute Blicke, die sich immer wieder kreuzen. „Wir werden uns am 3. Dezember verloben“, verrät einer. „Und das ist dann unsere, ganz sicher unvergessliche Weihnachtsfeier“, ergänzt eine andere. Beide haben jetzt schon ihren Lieblingstisch reserviert, um den Anlass gemeinsam mit ihren Eltern und Geschwistern zu feiern. Damit sollten alle anderen auch nicht allzu lange warten. Denn wem erst im November einfällt, Ähnliches auf die Beine zu stellen, ist dann schon ziemlich spät dran. Dasselbe gilt übrigens auch für das Besorgen von Weihnachtsgeschenken. Aber das ist ein anderes „heißes Eisen“, das wir in den nächsten Ausgaben aufgreifen.
Über was plaudert man so? Mit Kollegen ganz sicher über den Job. Aber auch Privates, was im Arbeitsalltag oft zu kurz kommt, ist Tischthema. Mancher entdeckt erst nach der dritten Weihnachtsfeier, dass sein Gegenüber auch Tennis spielt. Oder, dass der Chef mal ganz privat, eigentlich doch nett ist. Der lockere Umgang miteinander und die Vorfreude auf die bevorstehenden Feiertage schaffen das, was gemeinhin Weihnachten genannt wird: friedliches Miteinander. Wohl noch nie in der jüngeren Geschichte hat so was für uns so eine hohe Bedeutung. Und schon deshalb lohnt es sich, Weihnachten im Kreis von netten Menschen zu feiern. Das könnte ein prima Zeichen sein.