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Führerschein im Winter: Das läuft glatt

Der Führerschein im Winter stellt Fahrschüler vor eine echte Herausforderung. Warum der Unterricht gerade in dieser Jahreszeit so effektiv ist, zeigen wir Euch anhand von ein paar Beispielen.

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Wenn es draußen kalt und ungemütlich wird, denken wohl die wenigsten daran, dass genau jetzt der beste Moment sein könnte, den Führerschein zu machen. Regen, Schnee, Nebel und Eisregen, dazu die gefühlte ewige Dunkelheit: Kaum jemandem macht das Autofahren bei solchen Verhältnissen Spaß. Und doch ist gerade jetzt der perfekte Moment, das Autofahren zu lernen. Denn so viel ist klar: Wenn Du dann fahren kannst, wenn die Straßenverhältnisse alles andere als perfekt sind, kannst Du es auch, wenn sie gut sind.

Level 1: Nur nicht durchdrehen 

Die wohl größte Schwierigkeit für viele ist das Anfahren auf glatten Straßen: Schnell drehen hier die Reifen durch, im schlimmsten Fall kommt das Auto jetzt ins Rutschen. Viele moderne Autos bieten zwar inzwischen Antriebsschlupfsysteme an, die in solchen Situationen das Durchdrehen der Reifen verhindern. Doch gerade Fahranfänger sind oft mit älteren, weniger gut ausgestatteten Fahrzeugen unterwegs – und auch nicht bei jedem Neuwagen gehört ein solches System zur Serienausstattung.
Das Gefühl für Gas und Kupplung will generell gelernt sein. Auf Glatteis wird das Spiel mit den Pedalen zur Millimeterarbeit. Wenn Du gelernt hast, auf einer vereisten Straße problemlos ins Rollen zu kommen, hast Du das erste Level locker geschafft – da ist Anfahren am Berg für Dich pillepalle.

Level 2: Bloß nicht ausbrechen 

Der Schleudergang macht nur bei Mario Kart richtig Spaß – im echten Leben angelt Dich niemand aus dem Graben und stellt Dich zurück auf die Straße. Das Kurvenfahren stellt im Winter eine besondere Herausforderung dar. Auch hier helfen heute moderne Assistenzsysteme. Doch wie man gegenlenkt, wenn plötzlich das Heck ausbricht oder das Auto trotz eingeschlagenem Lenkrad weiter geradeaus fährt, kann man mit einem Fahrtrainer im Winter auch außerhalb eines Verkehrsübungsplatzes trainieren. Kommst Du locker um die Kurve, ist das mindestens Level 2!

Level 3: Stehen bleiben

Wer bremst, verliert? Nicht im echten Leben. Der Albtraum vieler Autofahrer ist und bleibt das Versagen der Bremsen. Das Antiblockiersystem ist heute fast schon Standard – trotzdem stellt das Bremsen auf Schnee und Eis noch immer eine Herausforderung dar. Denn während das System zwar verhindert, dass das Auto ausbricht oder wegrutscht, sorgt es noch lange nicht dafür, dass das Auto ebenso schnell zum Stehen kommt wie im Sommer. Und natürlich ist es gut zu wissen, wie sich ein Bremsmanöver anfühlt, wenn das ABS zuschlägt – so bleibt die Schrecksekunde beim ersten ernsthaften „Stotterbremsen“ kurz. Die Chance, eine Vollbremsung auf nasser oder glatter Straße mit einem Profi neben Dir zu probieren, solltest Du Dir gönnen. Klappt es dann mit dem vorausschauenden Bremsmanöver, hast Du Level 3 in der Tasche.

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Level 4: Rauf und Runter 

Schließlich kommen noch die Königsdisziplinen: bergauf und bergab. Was bei Mario Kart keinen Unterschied macht, kann im echten Leben zum Albtraum werden: Eine vereiste Abfahrt im Weser- und Wiehengebirge kann ähnlich fordernd sein wie eine Alpenstrecke – zum Glück sind in unseren Breiten aber nur kurze Strecken zu absolvieren. Die Motorbremse kann hier vor schlimmen Unfällen retten. Wie das geht, erklärt der Trainer auf dem Beifahrersitz. Wenn Du sicher unten angekommen bist, ist es nicht mehr weit bis zum Endgegner.

Abkürzung 1: Der Level-Warp 

Nicht zu unterschätzen ist der Faktor Zeitersparnis bei Nachtfahrten – denn während es im Winter gefühlt immer dunkel ist, müssen Fahrschüler im Sommer lange warten, bis die vorgeschriebenen Nachtfahrten möglich sind. Wenn es ab 17 Uhr dunkel ist, klappt es mit den Fahrstunden, ohne sich die Nacht um die Ohren schlagen zu müssen.

Abkürzung 2: Geheimtraining

Wer die Kosten minimieren will, kann Grundtechniken mit einem privaten Auto ja schon mal auf einem Verkehrsübungsplatz trainieren: Die nächsten Plätze sind in Oerlinghausen und Hannover-Laatzen. Anfahren, Bremsen und die Sache mit dem Schulterblick kann man dort trainieren – am besten übst Du nach den ersten Fahrstunden, um Papis oder Mamis eingestaubtes Regelwerk kritisch hinterfragen zu können.

Der unbesiegbare Boss-Gegner

Einen Motorradführerschein im Winter zu machen, halten die meisten Experten übrigens für keine gute Idee – viele Fahrschulen haben ihre Maschinen im Winter deshalb abgemeldet. Zwar spricht bei schnee- und eisfreien Straßen nichts gegen Fahrstunden – wer aber mal auf einem Motorrad bei Minusgraden unterwegs war, weiß: Es ist kalt. Sehr kalt. Hinzu kommt das Risiko, dass die Ausbildung bei einem Wintereinbruch unterbrochen werden muss und damit gelernte Techniken wieder in Vergessenheit geraten. Wer unbedingt schon vor der Motorradsaison mit dem Führerschein beginnen will, sollte sich zunächst am theoretischen Teil versuchen.

Das Endlevel

Nun ja, als Endgegner mag der Prüfer wahrscheinlich nicht bezeichnet werden – und eigentlich ist er das ja auch gar nicht. Es ist wohl keine schlechte Idee, dass noch mal jemand guckt, ob Du wirklich fit für den Straßenverkehr bist. Deine Fahrlehrerin oder Dein Fahrlehrer lassen Dich sowieso erst antreten, wenn Du weit genug bist. Und sicher ist: Gibt der Prüfer seinen Stempel auf den Führerschein im Winter, hast Du das letzte Level geschafft – und startest ins echte Leben auf der Straße.