Ihr erinnert Euch an die letzten Beiträge? Es ging um die Problematik des Vielsitzens und damit einhergehende schmerzhafte Probleme, dann um das wichtige Fasziensystem als Kommunikationsnetzwerk und Trennschicht, Verbindung und Kraftüberträger der Muskeln, danach folgte ein Text über artgerechte Bewegung des Urmenschen, die uns immer noch begleiten sollte.

Und damit kommen wir zum heutigen Thema. Warum ist Bewegung gut und wichtig? Um lange schmerzfrei leben zu können und meinen „Apparat“ gesund, leistungsfähig und flexibel zu halten und ohne große Probleme älter zu werden. Hier ist das Stichwort: Lebensqualität! Denn ohne Gesundheit ist alles … NICHTS!

Ich persönlich kriege vollends eine Megakrise, wenn ich mal wieder den völlig unzutreffenden Spruch „Sport ist Mord“ höre. Da schlage ich mir innerlich die Hand vor die Stirn! Ich kann‘s nicht mehr hören … 😉

Denn Bewegung (und dabei denken wir noch einmal an den sich ständig bewegenden Urmenschen) ist neben Ernährung, aber auch Ganzheitlichkeit, eine elementare Säule der Gesundheit. Drei Säulen! Ich erwähne sie noch einmal, weil sie so wichtig sind: Bewegung, Ernährung, Ganzheitlichkeit!!!
Eine Basis auf drei stabilen Säulen kippelt nicht und steht solide da!

Wenden wir uns hier aber weiterhin zunächst der Bewegung zu (die anderen wichtigen Elemente der Gesundheit werden in späteren Beiträgen noch besprochen). Was genau bringt denn die Bewegung, der „mordende“ Sport? Tatsächlich verursacht (intensiver) Sport, ehrlich gesagt, eine leichte Schwächung des Immunsystems, z. B. durch freie Radikale, die die Zellen angreifen und schädigen. Allerdings gibt es ständig den Angriff freier Radikale: durch UV-Strahlung, Stress, Umweltschadstoffe, normale Stoffwechselprozesse (z. B. die Verdauung), Medikamente etc. und – nicht zu vergessen – das Rauchen! Allein dieses verursacht pro Inhalationsatemzug viele Billionen freier Radikale.
Ohnehin wird jede Zelle etwa 10.000 Mal pro Tag attackiert! Und immerhin haben wir 80 Billionen Zellen. Die müssen auch ständig versorgt werden, sich erneuern, recyceln, abgebaut, aufgebaut, eliminiert werden. Man, so ein Körper ist wirklich ein unglaubliches Wunderwerk!

Um die freien Radikale unschädlich zu machen, gilt es, Antioxidantien aus der Nahrung aufzunehmen. Viele! Unmengen! Aber dazu in späteren Beiträgen.
Denn auch z. B. die erwähnte UV-Strahlung hat sowohl negative als auch viele positive Einflüsse auf unseren Körper (Vitamin-D- Bildung, aber nur ohne Sonnenschutz und von April bis September – sonst ist der Einfallswinkel der Sonne zu niedrig).
Und ebenso ist es mit dem Sport – denn die positiven Effekte übertreffen die negativen!

Hier wird nämlich der Körper in der Regenerationsphase „trainiert“, nicht in der Aktionsphase!
Wir setzen einen (Trainings-)Reiz und hinterher sorgen die entsprechenden Reparaturprozesse für die gewinnbringenden Effekte.

Durch die vermehrte Sauerstoffaufnahme werden wichtige Enzymketten aktiviert. Eventueller Muskelaufbau (je nach Reiz) sorgt dafür, dass das Immunsystem auf die Muskulatur als Eiweißspeicher zurückgreifen kann. Denn unser Immunsystem besteht komplett aus Eiweiß. Außerdem werden Myokine in der Muskulatur gebildet, das sind 400 verschiedene Botenstoffe, die unter diesem Sammelbegriff zusammengefasst werden und auch als Muskelheilstoffe bezeichnet werden.
Muskulatur wirkt schließlich antientzündlich.
Myokine wirken entzündungshemmend (und man sagt, dass Erkrankungen fast vollständig auf Entzündungen zurückzuführen sind) und sorgen für die Bildung neuer Abwehrzellen. Sie wirken sich zudem positiv auf das Gehirn und die Gedächtnisleistung aus, zudem noch präventiv auf Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depressionen etc.

Aber zurück zu den Vorteilen der Bewegung auf die Bewegungsfähigeit durch fasziale Verschiebbarkeiten und durch Gelenke. Denn letztere verschleißen bei artgerechter Bewegung nicht so schnell, wie oftmals kommuniziert. Gelenke können bei guter Pflege 110 Jahre alt werden. Das bedeutet, man sollte die sie möglichst viel in allen denkbaren Bewegungsradien benutzen.
Sie sind durch Faszien innerhalb des gesamten Körpers miteinander verbunden. Das verdeutlicht das sogenannte „Tensegrity-Modell“ (zur Veranschaulichung einfach mal googeln), welches zeigt, dass alle starren Elemente (Knochen) über die Gelenke innerhalb der Faszien als elastische Elemente aufgehängt sind, ohne sich zu berühren. Daher gilt es, das Fasziensystem ganzheitlich zu sehen und beweglich zu erhalten, damit der ganze Aufbau reibungslos funktionieren kann.
Denn „hakelt“ es an einer Stelle, gibt es durch Schonhaltungen oder Fehlbenutzungen negative Auswirkungen auf andere Körperregionen. Hier kann es auch zu dem sogenannten Etagenwechsel kommen: Dies bedeutet, dass ein Schmerz in einem Körperbereich wahrgenommen wird, aber ganz woanders seinen Ursprung hat und somit nicht einwandfrei lokalisiert werden kann.

Zudem begünstigen Fehlhaltungen muskuläre Dysbalancen, die den Körper, ganz grob gesagt, aus dem Lot bringen, sodass er nicht mehr richtig rundläuft, was wiederum negative Wirkungen auf andere Bereiche hat, die sich z. B. in starken Verspannungen äußern.

Nun habt Ihr in diesem Text erfahren, welche positiven Auswirkungen Sport und Bewegung auf unsere Gesundheit haben. Wenn mich jemand fragt, welchen Sport er denn jetzt am besten machen sollte, ob Krafttraining, Ausdauer, Kraftausdauer oder Beweglichkeit, dann ist meine Antwort (natürlich auch individuell betrachtet) zumeist: „JA!“ Also alles! 😉

Welcher Sport nun für wen geeignet ist, welchen Effekt welche Sportart auf die Gesundheit hat und wie man sich am besten motivieren kann, das erfahrt Ihr in meinem folgenden Kolumnenbeitrag im nächsten Heft! =)

Bis dahin: Bleibt sportlich und gesund – und  genießt ein paar herbstliche Tage!

Herzlichst, Brinja

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