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Faszination American Football

Die „Minden Wolves“ liegen in der Erfolgsspur und die Spieler des Vereins stehen für eine der anspruchsvollsten Sportarten der Welt.

Von Volker Krusche

22 harte Männer, ein Ball. Die Rede ist aber nicht von Fußball. Es geht um American Football. Dessen Faszination packt seit Jahren die Massen in Deutschland. Und der größte Markt außerhalb der USA wächst stetig weiter. Seit 2019 gibt es auch in Minden-Lübbecke einen Verein, der dem ovalen Ball nachjagt: die Minden Wolves.

Eine kurze Ansprache, dann senken sich die Köpfe. Man spürt, wie sich die Muskeln anspannen, die Protagonisten nichts mehr von dem mitbekommen, was um sie herum, außerhalb des Spielfeldes, geschieht. Ein lautes Kommando. Dann stürzen sie aufeinander. Und alle haben dabei nur ein Objekt der Begierde: Jeder will es haben, das 400 Gramm schwere Ei aus Leder. Die einen, um es in die gegnerische Endzone zu bringen, die anderen, um das mit allen (fairen) Mitteln zu verhindern. Was für Neulinge in diesem Sport ein wenig anmutet wie Anarchie auf dem Rasen, ist eine der anspruchsvollsten Sportarten der Welt: American Football.

Nirgendwo ist Teamgeist so entscheidend, wie beim Football. Schon beim Training. Da trainieren Hünen mit Fliegengewichten. Die Großen mit den Kleinen, die Dicken mit den Dünnen, die Schnelleren mit den Langsameren. 19 verschiedene Positionen gibt es, da ist für jeden Platz, findet jeder die passende Nische im Team.

Geboren im Februar 2019? Nicht ganz richtig, wenngleich das Tryout in Dankersen durchaus als Geburtsstunde der Wölfe angesehen werden kann. Unter dem Motto „Aufbauen, Etablieren, Vergrößern, zur Marke machen“ sind bereits Ende 2018 sieben Männer, die selbst schon jahrelange Erfahrungen mit dem beliebtesten Sport der USA gemacht haben, angetreten, um den weißen Fleck auf der Football-Landkarte zu beseitigen und den Kreis Minden-Lübbecke für das Spiel mit dem Ei in Beschlag zu nehmen.

Wenig später geht es los. Die Minden Wolves werden ins Leben gerufen. Und um sich voll und ganz auf den Sport konzentrieren zu können, schließt sich das Wolfsrudel der DJK Dom Minden an. Die empfängt die Footballer mit offenen Armen unter ihrem Dach. Ein Verein, der fast 2000 Mitglieder hat, über 50 Bereiche abdeckt und als Besonderheit drei Kindergärten unterhält. Hier wird den Sportlern gerade im administrativen Bereich eine umfangreiche Unterstützung zuteil, sodass sich die Wölfe, die sich seit dem ersten Tag als Team für den gesamten Kreis Minden-Lübbecke verstehen, voll und ganz dem Aufbau einer Herrenmannschaft widmen können. Auf ihrem Weg, das hehre Ziel, bereits nach einem Jahr, also 2020, am offiziellen Spielbetrieb teilnehmen zu können, zu erreichen. Zunächst aber gilt es überhaupt mal, Spieler für die Mannschaft zu gewinnen. Und dazu rufen die Wolfsbändiger zu eben jenem „Schnupperkurs“ auf den Sportplatz in Dankersen auf. Dem Aufruf folgen dabei nicht nur Mindener, nein, die Footballbegeisterten finden aus dem gesamten Mühlenkreis – aus Espelkamp, Lübbecke, Pr. Oldendorf, Hüllhorst, Rahden, Hille, Petershagen oder Porta Westfalica – den Weg ins eigentliche Handballdorf. Der Bazillus hat die Männer, die American Football bislang nur durch Übertragungen der NFL-Spiele auf Pro7 Maxx kennen, jetzt so richtig erfasst.

Schnell wird deutlich, dass der Mühlenkreis eigentlich nur auf das Wolfsrudel gewartet hat. Nach einem guten halben Jahr zählt die Football-Abteilung unter dem Dach der DJK Dom Minden bereits weit über 100 Mitglieder. Und so, wie es läuft, wird es längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Ob beim Training oder aber im Umfeld, die Minden Wolves verfügen über ein großes Faustpfand: Fachleute in allen Bereichen. Außerdem eine Menge an wertvollen Kontakten. Das zeigt sich auch bei der Ausbildung der Spieler. Sowohl auf als auch neben dem Spielfeld gibt es erstklassige Unterstützung. Ob durch die in der GFL1 arbeitenden bzw. spielenden Gerrit Meister oder Jacob Templar, den Mannschaftsarzt der Nationalmannschaft, Dr. Ulrich Grünwald oder bekannte Schiedsrichtergesichter. Die Spieler sollen viel lernen, möglichst schnell und gern von den Besten. Sie haben hart an sich gearbeitet, haben angesichts des umfangreichen Trainingsprogramms auf viel Gewohntes verzichtet. Jetzt wollen sie das Gelernte auf dem Feld erfolgreich umsetzen.

Nächstes Spiel am 2. Oktober

Allerdings müssen sie lange warten, denn Corona bremst das Wolfsrudel aus, sorgt dafür, dass es erst zweieinhalb Jahre nach dem Tryout in Dankersen sein erstes Meisterschaftsspiel bestreiten kann. Zwar ist das sportliche Ergebnis angesichts des 3:3 noch ausbaubar, weit über 1.500 Zuschauer sorgen aber für einen ungeahnten Top-Besuch im Mindener Weserstadion. Einen, den die altehrwürdige Sportstätte schon seit Jahren nicht mehr erlebt hat. Und auch das folgende Heimspiel wird erstklassig angenommen. Diesmal auch mit dem passenden Ergebnis (34:12 gegen die Iserlohn Titans). American Football und die Minden Wolves sind in aller Munde. Auch weil das Motto der Sportart zumindest in der Weserstadt zutrifft. Denn: Football is family! Davon können sich Fans und Neugierige am 2. Oktober erneut ein Bild machen, wenn die heimischen Wölfe um 15 Uhr die Raptoren aus Rheine empfangen.