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Fabian Boenig aka Shogoon veröffentlicht mit „Poster & Platin“ die Fortsetzung seiner EP-Reihe

„Ich finde es wichtig, seine Heimat zu representen“

Von Andrea Williams

Im Sommer 2019 erschien mit „Akt 1: 32425“ der erste Teil von Shogoons dreiteiliger EP-Reihe. Der 28-jährige Rapper, Produzent und Sänger mit Mindener Wurzeln schreibt seit dem Abi eigene Texte. Sein musikalischer Stil hat sich inzwischen in Richtung 2000er Rap und G-Funk auf Deutsch entwickelt. Seit zwei Jahren ist er in Berlin ansässig. Trotz des Lebens in der Großstadt wird seine Liebe für die Region auch auf seinem neuen Release „Akt 2: Poster & Platin“ deutlich. news – Das Magazin sprach mit Shogoon über seine Musik, die Herausforderungen, die die Musikindustrie mit sich bringt, und über seine Verbundenheit zu Minden.

Du kriegst Props von Samy Deluxe, Eko Fresh, Jan Delay, Falk Schacht und Niko Backspin, hast Tracks mit PIMF und Juicy Gay, Leute wie Casper folgen Dir auf Instagram: Was soll da noch kommen?

Es ist natürlich total krass, dass Leute, deren Mucke ich schon früher im Kinderzimmer hörte, mich kennen und mit mir abhängen. Allerdings muss ich versuchen, nicht der ewige Geheimtipp und Kritikerliebling zu bleiben, und stattdessen selbstständig meinen Kram durchziehen. Auf die Frage, was noch kommen soll, kann ich gar nicht richtig antworten. Vor fünf Monaten hätte ich nicht gedacht, dass solche Größen Bescheid wissen, was ich in meinem kleinen Zimmerchen mache. Nun erscheint am 9. April ein gemeinsamer Song mit Eko Fresh.

In Deiner Musik und in Interviews machst Du echt viel Werbung für Minden. Fehlt Dir Deine Heimat?

Ja, voll. Aber es ist ein zweischneidiges Schwert. In Berlin habe ich nur Mucke um mich herum und vermisse es, mit meinen Jungs am Mecces an der Birne rumzuhängen. In Minden versteht mein Umfeld wiederum nichts von meinem Daily Music Business, was natürlich vollkommen normal ist. Man vermisst immer das, was man gerade nicht haben kann. Gerade in Zeiten von Corona ist all das noch ein bisschen trauriger. Deswegen versuche ich gerade, sooft wie es geht, mich corona­konform mit Freunden zu treffen – und wenn es nur digital ist.

Du bist ja inzwischen 28. Hast Du noch im Blick, was die nächste Generation Rapper in Minden und Umgebung so treibt?

Tatsächlich kriege ich seit der Schließung des Papageis gar nichts mehr mit.

Man hat manchmal das Gefühl, dass inzwischen jeder Junge Rapper sein möchte …

Da tragen TikTok und generell Social Media viel zu bei. Es ist das Schöne und Tragische am Hip-Hop. Im Grunde kann sich jeder Beats runterladen und loslegen, aber viele geben sich keine Mühe und versuchen nicht, einen eigenen Stil zu entwickeln. Was wöchentlich an Rap-Releases erscheint, ist der Wahnsinn.

Hörst Du Dir das alles an?

Nein, ich höre mir gut kuratierte Playlists wie „Thank Backspin, it’s friday“ an. Die großen Playlists sind so gestaltet, dass darin kurze und möglichst gleich klingende Tracks auftauchen, um die Skip-Rate möglichst klein zu halten. Das sorgt für viele Plays. Ich verstehe diesen Mechanismus, aber finde ihn etwas lieblos.

Deine EP „Akt 1: 32425“ war eine Minden-Kleinstadtplatte. Wofür steht „Akt 2: Poster & Platin“?

„Akt 1“ hört genau da auf, wo „Akt 2“ anfängt. Wegen all der Details saß ich lange an der Platte. Beim ersten Track von „Akt 2“ hörst du zum Beispiel noch die letzten zwei Akkorde des Outros von „Akt 1“. Der Track „Kippenpause“ endete hörspielmäßig. Da knüpft „Akt 2“ an und erzählt die Story weiter. Ich setze alles auf eine Karte und ziehe von Minden in die weite Welt. Das Cover spiegelt genau diesen Moment wider. „Akt 2“ behandelt das Ankommen in der Großstadt und das Feiern erster Erfolge. Am Ende wird ein bisschen Resümee gezogen. Melancholie kommt auf. Es endet im Outro „4am Freestyle“, das als impulsives Runterschreiben entstand. Alles, was ich so gebündelt im Kopf hatte, alle Zweifel und Ängste, versuchte ich, in dem Track rauszurotzen. Deswegen ist „Akt 2“ für mich ein sehr guter zweiter Teil einer Trilogie.

Der abschließende „Akt 3“ erscheint noch dieses Jahr?

Er ist zu 90 Prozent fertig und wird im Sommer erscheinen.

Hast Du bei „Akt 2“ wieder alles alleine gemacht?

Die Trilogie lebt davon, dass keine Features darauf sind und dass jeder Beat von mir produziert ist. Ich hatte nie Bock, Leute um Beats anzubetteln. Beats für meinen Sound müssen so speziell sein, dass ich sie lieber gleich selbst mache. Das geht schneller und hat auch einen gewissen Charme. Die EPs enthalten insgesamt 15 Songs, das ist eine Albumlänge. Ich lege viel Wert darauf, dass am Ende alles von mir aufgenommen, gemischt und produziert wurde. Allerdings glaube ich, dass es den Kids heute relativ egal ist, woher ein Beat kommt.

Wer hatte die Idee zu dem „Poster“ Musikvideo, wo Du als Hommage an die 2000er-Jahre in US-Musikvideos reingeschnitten wurdest?

Es war meine Idee. Die Herausforderung war, zu dem Song ein Video zu drehen, das nicht kitschig wirkt und schon 100.000 Mal da war. Zudem sollte der Dreh coronakonform stattfinden. Mein guter Freund Dizzy Weird hat es umgesetzt. 2013 war er der Erste, der meine Musik ernst nahm. Für meine Idee benötigte er ein gutes Green-Screen-Studio. Ich hatte noch meinen Vorschuss vom Vertrieb. So konnten wir das Studio mieten. Die Manpower machte ich mit Pizza und Bier wett. Am Ende wurde das Video besser, als wir dachten. Erst war der Vertrieb skeptisch, ob es beworben werden kann, weil Leute wie 50 Cent, Missy Elliot und Jay-Z darin auftauchen. Dann hat es aber in den Medien gut Runde gemacht.

Für Deine Hardcorefans: Werden jemals Deine alten Sachen wieder verfügbar sein?

Ich kann mir gut vorstellen, dass sie physisch als Beilage zu einem Release irgendwann erscheinen werden.

Werden „Akt 1 – 3“ irgendwann gemeinsam physisch erscheinen?

Wenn die Zahlen es hergeben, machen wir das auf jeden Fall. Darauf habe ich auch voll Bock. Ich mag es, Sachen umzusetzen, die es vorher noch nicht gab. Und so ein Tripple Bundle mit 7 inch finde ich übelst sexy.

Kannst Du mehr zum Mixtape erzählen?

Das soll im Herbst und definitiv auf Vinyl erscheinen. Darauf wird dann mit vielen Features das Kontrastprogramm zu den drei Akten gefahren.

Ist jemand aus Minden dabei?

Auf jeden Fall, das haben mir die guten Herren schon alle zugesagt. Ich glaube, dass sogar ein Drittel aus Minden kommen wird.

Du bist ja bekanntlich ein großer Sneakerfan. Was sind Deine neuesten Exemplare?

Du trittst damit in eine Wunde. Diese Woche versuchte ich vergeblich, zwei besondere Modelle zu bekommen. Mein letztes Paar waren Basics, ein Paar weiße Air Force 1 auf Vorrat, die erst mal in den Schrank kommen. Der letzte besondere Sneakerkauf war ein Jordan 11er Bred von 1996, ein schöner Schuh.

Möchtest Du abschließend noch etwas erwähnen?

Bitte hört mehr Musik! Und lasst euch nicht reinreden, was gute und schlechte Musik ist. Hört einfach Musik, egal wie und egal was. Es ist scheißegal, was andere Leute denken, ob es gute, schlechte, peinliche oder laute Musik ist. Wenn ihr es gut findet, dann hört das einfach. Richtet euch nicht nur nach Playlists oder was irgendwelche YouTuber euch vorgeben. Als Newcomer habe ich die ungünstige Position, in einer Welt groß zu werden, die sehr skrupellos ist, was das angeht.

Mehr zu Shogoon findet Ihr auf Instagram:
@shogoon.wav, auf YouTube sowie auf allen üblichen Streamingplattformen

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