Tödliches
Verwechslungsspiel
Im August 1945, kurz nach Kriegsende,
rettet Anna Witting im Konzentrationslager
Bergen-Belsen ein etwa
zweijähriges Mädchen, für dessen
sterbende Mutter sie nichts mehr
tun kann. Die Kleine wächst in einem
Blankeneser Kinderheim auf. Siebenundsechzig
Jahre später werden auf
der kleinen Elbinsel Neßsand, einer
Naturschutzinsel zwischen Hamburg
und Niedersachsen, zwei stark
verweste Leichen gefunden. Schnell
stellt sich heraus, dass es sich um
den Inselwart Hans Fröhlich und
seine Frau Esther handeln muss, die
seit einer Sturmflut 1976 als vermisst
galten. Es war damals davon ausgegangen
worden, dass sie Opfer der
Sturmflut geworden seien. Doch nun
ist klar: sie sind Opfer eines Verbrechens
geworden. Kein leichter Fall
für die beiden Ermittlerinnen Stella
Brandes und Banu Kurtoglu. Ohnehin
ist es schwer, nach vierzig Jahre alten
Spuren und Erinnerungen zu suchen.
Noch dazu scheinen jedoch die Bewohner
des wohlhabenden Hamburger
Treppenviertels in Blankenese,
zu denen die Ermittlungen führen,
weil die Fröhlichs dort Freunde und
Bekannte hatten, alle etwas zu verheimlichen.
Deutlich wird: Ester Fröhlich
ist das kleine, aus Bergen-Belsen
gerettete Mädchen. Hat der Mord etwas
mit ihrer Vergangenheit zu tun?
Wo ist der kleine Sohn des Ehepaars
geblieben und was bedeutet die Behauptung
eines Anwohners, Esther
Fröhlich nach 1976 noch gesehen zu
haben? Eine spannende Geschichte,
zwei sehr sympathische Ermittlerinnen
und ein interessantes Ambiente.
Cornelia Hoppe
„Elbleichen“ von Regine Seemann,
Gmeiner Verlag Meßkirch, 281 Seiten,
12,00 Euro.
46 | news September 2019 | Kultur
Außergewöhnliche
Inseln
„Auf der Europakarte links oben“ – so
heißt das erste Kapitel dieses kleinen
Buches. Ein guter Tipp, denn es ist gar
nicht so einfach, die achtzehn Inseln
der Färöer auf Karten zu entdecken.
Die kleine Inselgruppe liegt im Nordatlantik
zwischen Island, Norwegen
und Schottland, gehört zu Dänemark,
hat aber ein eigenes Parlament, eine
eigene Regierung, und es wird eine
Sprache gesprochen, die nichts mit
dem Dänischen zu tun hat. Es gibt
mehr Schafe als Menschen dort, Natur
ist im Überfluss vorhanden, aber
auch ein ausgesprochen reiches kulturelles
Leben. Journalist Peter Lachnit
hat dort mehrere Monate gelebt,
viele wunderbare Menschen kennengelernt
und die unglaubliche Natur
erkundet und stellt uns gemeinsam
mit Heike Possert diese außergewöhnlichen
Inseln vor. Er kommt
dabei ganz ohne Fotos aus, denn es
entstehen beim Lesen Bilder im Kopf.
Wer sich für ungewöhnliche, wenig
bekannte Regionen interessiert und
für ein paar Stunden in eine faszinierende
Welt eintauchen möchte, sollte
sich Zeit für dieses kleine, fesselnde
Büchlein nehmen. Vielleicht ergibt
sich daraus ja sogar eine Idee für einen
ganz besonderen Urlaub.
Cornelia Hoppe
„Leserreise Färöer“ von Peter Lachnit
und Heike Possert, Picus Verlag
Wien, 132 Seiten, 15,00 Euro
„Leben auf
dem Hausboot“
Bezahlbare Wohnungen in Großstädten
zu finden, wird immer schwieriger.
Diese Erfahrung mussten auch Jill
und Ole Grigoleit vor ein paar Jahren
machen, als sie in Hamburg endlich
zusammenziehen wollten. Aber für
eine Studentin und jemanden, der
sich gerade selbstständig gemacht
hat, gibt es da keine Chance. Also hatte
Ole Grigoleit eine ungewöhnliche
Idee: ein altes, heruntergekommenes
Boot in Eigenarbeit zum Hausboot
umzubauen. Gute Voraussetzungen
brachte er mit: nach einer Ausbildung
zum Schiffsmechaniker hatte
er schon eine Menge Erfahrungen
im Bootsbau sammeln können. Inzwischen
leben die Grigoleits schon
seit sechs Jahren auf dem Hausboot
in ihrem eigenen kleinen Hafen und
haben zwei Kinder. Und inzwischen
ist dieses Hausboot und diese Art
des Lebens ihr großes Glück. Aber
der Weg dahin war ganz schön abenteuerlich.
Mit vielen Schwierigkeiten,
Rückschlägen und auch Belastungen
für die Beziehung, aber auch enormem
Einsatz, Erfolgen, glücklichen
Zufällen und Unterstützung. Und so
liest sich auch dieses Buch außergewöhnlich
lebendig und spannend von
den ersten Seiten an. Bei der Lektüre
vergisst man leicht sein Umfeld, also
am besten im Urlaub lesen, denn so
schnell möchte man es nicht wieder
aus der Hand legen.
Cornelia Hoppe
„Heimathafen“ von Jill und Ole
Grigoleit, Ullstein Verlag Berlin, 206
Seiten, 15,00 Euro
Abenteuer
Alleinreisen
Allein verreisen? Ein Albtraum für
mich, dann lieber gar nicht. Doch die
Autoren und der Herausgeber dieses
Buches sehen das völlig anders.
Für Sie bedeutet Alleinreisen eine
Menge: ein Gefühl der Freiheit, keine
Rücksicht nehmen zu müssen, kein
Korsett aus Plänen, sich selbst und
seine Umwelt intensiver wahrzunehmen,
leichter Kontakt mit Fremden
finden zu können und vieles mehr.
Und so nimmt uns Nadine Prange
mit auf ihrer Flucht aus dem Alltag
zu einer Reise in den Nahen Osten –
Jordanien, Kuwait, Bahrain, Vereinigte
Arabische Emirate, Oman, Katar. Philipp
Laage berichtet von einem Aufenthalt
an der Küste Kambodschas.
Markus Steiner reist durch Myanmar.
Ariane Kovac ist allein in Portugal
unterwegs. Oleander Auffarth wandert
für einige Monate auf einsamen
Pfaden im äußersten Norden Indiens
und Norah Steiner reist allein nach
Südkorea. Die neunzehn Reiseberichte
sind so unterschiedlich wie die
Menschen, die sie unternehmen, und
genauso unterschiedlich und faszinierend
sind die Erfahrungen und
Erlebnisse, die sie beschreiben. Für
alle, die gerne ungewöhnliche Reiseberichte
lesen, die sich gerne in fremde
Welten entführen lassen oder die
vielleicht selbst noch ein bisschen
Ermutigung und Inspiration für eine
eigene Solo-Reise suchen.
Cornelia Hoppe
„Über die Lust am Alleinreisen“
Herausgegeben von Johannes Klaus,
Malik Verlag München, 256 Seiten,
15,00 Euro
Stadtbibliothek Minden
Diese Bücher können in der Stadtbibliothek Minden ausgeliehen werden.
Öffnungszeiten: Mo., Di., Do., Fr. 11 – 18 Uhr, Sa. 10 – 13 Uhr
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