Hack & Lack Jam am 7. September
Nach einigen Jahren Pause findet dieses Jahr
endlich wieder die beliebte Hack & Lack Graffiti
Jam am Anne Frank Kreativzentrum statt.
Internationale Künstler können bei der Erstellung
ihrer Bilder bewundert werden. Los geht
es um 12 Uhr mittags.
Zum ersten Mal findet abends die Hack & Lack
Festival Live Jam statt. Es treten unter anderem
Mindens Lokalheld Curse, der Beatboxer MaZn
und Rapper Clishé MC auf.
Mehr Infos gibt es auf www.hackundlack.de.
news August 2019 | 23
lich künstlerisch aktiv war, zahlen sich heute aus.
Nur das Werkzeug und der Untergrund wechselten.
Ich konnte das einfach gut umswitchen und
habe sehr viel vom Sprühen übernommen. Kenner
sehen, dass ich viele Sachen mit Spritzern und
weiteren Stilelementen des Graffitis mache.
Was sind für dich die größten Vorteile beim Tätowieren
gegenüber dem Sprühen?
Man muss nun nicht mehr darum kämpfen, dass
Bilder stehen bleiben. Meine „Leinwand“ kommt
quasi ins Studio und zahlt Geld dafür, dass ich für
immer ein Stück von mir auf ihrer Haut aufbringe.
Man hat nicht mehr diese klassische Auftragsarbeit,
für die man den Leuten erst mal erklären
muss, dass Graffiti nicht zwangsläufig illegal sein
müssen. Somit kann ich mich künstlerisch entfalten,
mich austoben, davon gut leben und meine
Familie ernähren. Damit bin ich sehr zufrieden,
und es reißt nicht ab. Bei einem guten Tattoo
kommen fünf Leute hinterher, die auch so was
haben wollen: Freunde, Bekannte, Verwandte.
Ein Schneeballprinzip, das am Ende nicht in einem
großen Knall endet. Es kann einfach immer
weiter so funktionieren, wenn man nicht abhebt.
In Minden gibt es mittlerweile eine Menge Studios.
In Bielefeld habe ich eher das Gefühl, dass zwischen
den Studios Konkurrenz herrscht. Hier in
Minden gibt es für alle Läden mit der jeweiligen
Kundschaft genug zu tun. Ich mache eher speziellere
Sachen und setze nicht klassisch alles um.
Auf meine eigene Handschrift lege ich viel Wert.
Ich verkaufe Unikate und ziehe mir nicht einfach
bei Google ein Motiv. So sollte es eigentlich überall
sein. Wenn ich etwas als „Wanna Do“, also als
Wunschmotiv, zeichne, tätowiere ich das einmal
und dann wandert das in mein Archiv.
Fotos: Björn Bultemeyer, privat
Welche Kunden sind dir am liebsten?
Im Idealfall erzählt mir der Kunde die Story, die
ihn zu einem Tattoo bewegt, ohne konkrete Motive
mitzubringen. Wir können dann im Gespräch
gemeinsam eine Idee entwickeln, und ich mache
einen entsprechenden Entwurf. Eingefahrene Vorstellungen
von Standardmotiven versuche ich
dem Kunden auszureden. Tattoos mit Anspruch
sind mir wichtig.
Was sind deine Schwerpunkte als Tätowierer?
Ich mache sehr viel Custom Lettering, also diese
Hardcore Schriftzüge, die man höchstens lesen
kann, wenn man Hilfe dazu bekommt. Leute,
die sowas auf der Haut tragen, genießen es,
dass sie nicht jeder lesen kann. Sie behalten
die Bedeutung dann lieber für sich oder haben
die Wahl, wem sie es verraten. Manchmal ist es
auch ganz schön, wenn nicht jeder sofort weiß,
was so ein Tattoo eigentlich bedeutet. Selbst
hinter einer kotzenden Waschmaschine kann
eine gute Geschichte stecken. Ein Unikat ist immer
besser als etwas, das schon alle haben.
Dies kann schwierig sein, aber nicht unmöglich.
Weißt du, von wo überall Leute kommen, um sich
von dir tätowieren zu lassen?
Das meiste ist lokal, aber einige Liebhaber nehmen
auch eine weitere Anreise in Anspruch. Aus
jeder größeren Stadt in Deutschland habe ich inzwischen
Leute in meiner Kundendatei, weil ich
als Gast-Tätowierer gelegentlich in anderen Studios
oder auf Conventions arbeite.
Du bist häufiger auf Messen unterwegs. Welche
ist dir in besonderer Erinnerung geblieben?
Irgendwie gibt es immer Highlights. Ich habe
schon sehr viel gesehen und erlebt. Anfang des
Jahres war beispielsweise in Lüneburg eine Convention,
wo einen Gang weiter jemand nackt mit
einer Affenmaske auf dem Tresen lag. Die Aussteller
waren noch alle am Arbeiten, aber er war
schon ziemlich druff und schlief auf dem Ausstellungstisch.
Wenn du noch mal von vorne anfangen könntest:
Würdest du wieder alles so machen?
Ich wäre gerne früher gefördert worden. Im Nachhinein
war es so vielleicht genau richtig. Meinen
jetzigen Einfluss hätte ich sonst nicht. Ich war
sechs Jahre lang auf dem Bau und lernte das normale
Arbeitsleben kennen. Das finde ich wichtig.
Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?
Es gibt selbstständige Tätowierer, die in fünf Jahren
nicht mehr selbst tätowieren und stattdessen
nur noch Angestellte haben möchten. Das kommt
für mich nicht infrage. Ich bin eine One-Man-Show
und organisiere alles selbst: meine Termine, Entwürfe,
Tattoos und die Werbung. So möchte ich das
beibehalten. Im Idealfall möchte ich ankündigen,
dass ich in vier Wochen an einem bestimmten Ort
arbeite, und aus den daraus konsultierenden Terminanfragen
möchte ich dann nur noch was Schönes
heraussuchen. Das ist mein Fünfjahresplan.
Ich möchte mit dem, was ich mache, nicht aufhören.
Es ist meine Leidenschaft, in der ich aufgehe.
Wie nimmt man am besten Kontakt zu dir auf,
wenn man sich von dir tätowieren lassen möchte?
Am allerbesten sollte man auf Instagram
mein Portfolio anschauen und wenn einem
meine Arbeit gefällt, findet man dort meine
Kontaktdaten. Ein unverbindlicher Beratungstermin
in meinem Studio ist auch möglich.
Dafür nehme ich mir dann natürlich Zeit.
www.instagram.com/micha_highvoltage