„Wer Spargel isst,
der sündigt nicht“
Er wird seit tausenden Jahren verzehrt, macht
schlank, ist gesund und eine Delikatesse. Die Saison
des Erdgemüses läuft bis zum 24. Juni.
Von Anne Kilzer
Ab Mai läuft der Spargelverkauf wieder zu seiner
Höchstform auf. Jetzt gibt es die schlanken Stängel
überall frisch vom Feld, ob im Supermarkt, am
Straßenrand, auf dem Wochenmarkt oder direkt
vom Bauernhof. Doch Spargel ist kein neuer Trend
und nur in Deutschland beliebt. Er zählt zu den ältesten
Kulturpflanzen und ist neben Europa auch
in Nordafrika und Vorderasien zu Hause.
Vom Heilmittel zur Delikatesse
Schon den alten Ägyptern war der Spargel vor
über 5000 Jahren als Nahrung und Heilmittel bekannt.
Grabfresken sollen darauf hinweisen, dass
der Spargel in der Liebe nützlich ist. Zudem galten
die hellen Stangen als „Speisen der Götter“ und
waren deshalb den Pharaonen vorbehalten.
Kultiviert wurde der Spargel aber erst durch
die Griechen und Römer. Da die Römer sehr an
Gartenbau interessiert waren, entwickelten sie
erste Anbaumethoden, allen voran Pontius Cato.
50 | news Mai 2019 | Lifestyle
Obwohl in Griechenland der Spargel vor den Römern
bekannt war, wurde er hier weniger landwirtschaftlich
angebaut. Die Griechen schätzen
mehr sehr medizinische Wirkung. Der Arzt Hippokrates
schätzte zum Beispiel seine harntreibende
und stopfende Wirkung. Als Heilpflanze wurde in
Griechenland der Wildspargel genutzt, genauer
gesagt seine getrockneten Wurzeln. Die heutige
Medizin hat die positive Wirkung auf Nieren und
Blasen bestätigt.
Wie auch bei den Ägyptern galt der Spargel bei
den Römern als Aphrodisiakum und gehörte deshalb
zu jedem Festmahl dazu. Im 15. Jahrhundert
wurde er auch bei den Römern als Heilpflanze
kultiviert und in Klostergärten angebaut. Wahrscheinlich
waren auch sie es, die den Spargel ins
nördliche Europa brachten, denn ein Jahrhundert
später wurde er fast überall in Europa angebaut.
Als Gemüse blieb er allerdings lange Zeit den
Fürsten und Königen vorbehalten. Meist wurde er
nur zu besonderen Anlässen aufgetischt, denn er
galt als Delikatesse. König Ludwig der XIV. war so
begeistert von dem schlanken Gemüse, dass er
verlangte auch im Winter mit Spargel versorgt zu
werden.
Erst durch die Industrialisierung fand der Spargel
seine Verbreitung in wohlhabende bürgerliche
Häuser. Die ersten Rezepte mit Sauce hollandaise
tauchten 1750 ebenfalls in Frankreich auf.
Spargel für alle
Zwar wurde der Spargel Anfang des 19. Jahrhunderts
das erste Mal konserviert, für das normale
Volk war er aber immer noch nicht bezahlbar.
Erst 1840, als die erste Spargelkonservenfabrik
eröffnete, begannen die Bauern in Deutschland
mit dem Spargelanbau. Ein Jahrhundert später
war der Spargel bereits so beliebt, dass dank
der hohen Nachfrage die Preise auch für normale
Bürger erschwinglich wurden. Zwischen 1995 und
2005 stieg die Spargelanbaufläche in Deutschland
noch mal um 50 Prozent, womit Deutschland
heute zu den führenden Spargelerzeugern Europas
gehört.
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