news April 2019 | Business | 105
sich mit einem Personalchef oder
Betriebsleiter in den Mittfünfzigern
unter Garantie nicht unterhalten
würden. „Es gibt keine große Hemmschwelle“,
sagt Willi Hartmann. Der
Ausbildungscoach hat „Start“ erfunden
und setzt auf die sogenannten
Rundläufe, die viel Wissen in kürzester
Zeit und auf kurzen Wegen vermitteln.
Eindrücke, die oft die besten
Türöffner sind.
Hartmann und seine Mitarbeiterin
Atessa Kern nehmen das unter die
Lupe, was die Berufe tatsächlich
sind. Dabei entlarven sie so manches Image eines
Jobs, das von der Realität oft abweicht. So mancher
vermeintlich attraktive Beruf entpuppt sich
bei näherer Betrachtung gar nicht mehr so toll;
andere als langweilig empfundene Tätigkeiten erweisen
sich als sehr spannend und kreativ. „Viele
Teilnehmer entdecken ihre Talente“, sagt Hartmann.
Denn bei „Start“ sprechen die über Jobs,
die sie ausüben.
Es ist das erste Mal, dass Hartmann und Team mit
„Start“ an einem Berufskolleg sind. Schulfachbereichsleiter
Jürgen Wöpking spricht gegenüber
news – Das Magazin von einem Pilotprojekt. „Das
sehr gut bei den Schülern ankommt“, sagt er. Die
ersten Resonanzen seien großartig und es sei
erkennbar, dass die Teilnehmer einiges an Infos
mitnehmen. Rundum zufrieden sind auch die
Betriebe. Nik Möllenbeck von der Barbara Erzbergbau
berichtet von interessanten Gespräche.
Eine Branche, die manche gar nicht mehr auf dem
Schirm haben, müsse besonders Präsenz zeigen.
„Unser Beruf hat eine Zukunft“, sagt er. Ähnlich
äußert sich auch Ann-Kathrin Banoczay von der
Gartenfirma Engel&Engelke. Bei vielen jungen
Leuten gelte ihre Branche als nicht sonderlich
attraktiv. Umso überraschter seien sie oft, wenn
sie vom wahren Arbeitsalltag eines Gärtners erfahren,
der wesentlich attraktiver ist,
als sie gedacht hatten.
Beim Wechsel an den Tischen sehen
die Schüler zufrieden aus. Erkennbar
interessiert sind sie – und obwohl es
eine rein schulische Veranstaltung
ist, ist genau das nicht zu spüren. Die
Jugendlichen zeigen sich motiviert
– und das gilt für Schüler und Azubis
gleichermaßen. Einfach ist das
nötige Equipment, das „Start“ benötigt.
Tische, Stühle, Metawände und
„Rollups“ reichen schon aus. Laut
Hartmann dauert der Aufbau nur wenige
Minuten.
Das Veranstaltungskonzept ist begehrt und wird
von immer mehr Schulen gebucht. Inzwischen
reicht der Radius an Veanstaltungen bereits bis
Münster. „Start“ wirbt für Ausbildungsberufe und
sendet das Signal, dass eine große Karriere nicht
zwangsläufig mit einem Studium in Verbindung
steht. Weiterbildungen, Zusatzqualifikationen
und vieles mehr verleihen der klassischen Ausbildung
eine Menge Attraktivität. Vor allem in den
Zeiten, wo überall vom Fackräftemangel geredet
wird, ist das der Fall. In den Feedbackrunden, die
auch zu „Start“ gehören, wird das thematisiert.