Ein Stück „von heute“
VHS-Theaterwerkstatt zeigt „Zweifel“ im Kleinen Theater.
In Zeiten von Covid 19 stehen nicht nur die Veranstalter
von Theateraufführungen vor hohen
Herausforderungen. Auch für die Ensembles
selbst ist es in diesen Monaten alles andere als
einfach. Viele weichen in diesem Winter auf Inszenierungen
aus, in denen nur wenige Akteure
mitwirken. Das ist zwar einerseits weniger schön
für das jeweilige Vereinsleben, andererseits aber
auch besser als gar nichts. Vier Mitwirkende hat
beispielsweise das Stück „Zweifel“, das im Kleinen
Theater am Mindener Weingarten läuft. Gerade
diese Bühne, die schon zu normalen Zeiten
lediglich Platz für 99 Zuschauer hat, steht unter
hohem Druck. „Die ersten drei Sitzreihen müssen
frei bleiben“, sagt Regisseur Wilhelm Krückemeier
gegenüber news – Das Magazin. Somit bleiben
etwa 60 Plätze. Wie wirkt sich das aus?
Der Regisseur spricht zwar von einem relativ
normalen Probenlauf, sieht aber auch einschneidende
Veränderungen gegenüber sonst. So dürfen
Jacken und Mäntel der Zuschauer nicht an
der Garderobe abgegeben werden und auch das
Getränk zur Pause entfällt. Es wird durchgespielt
und damit sieht der Theaterabend anders aus.
Und trotzdem ist das VHS-Theater überzeugt, mit
„Zweifel“ ein Werk auf die Bühne zu bringen, das
in die Zeit passt und
das Publikum wie
immer unterhält. Premiere
ist am Sonntag,
8. November, 18 Uhr.
Und darum geht’s:
Zweifel (Doubt) ist ein Stück von heute. Es ist ein
Stück über Rassenproblematik und Bildungsmisere,
über Gleichberechtigung und den Kampf der
Geschlechter. Es ist ein Stück über Homosexualität
und Homophobie. Ein Stück, das auch das
Thema Kindesmissbrauch aufgreift. Es ist auch
ein Stück über den Missbrauch Schutzbefohlener,
über Misstrauen und blindes Vertrauen. Und ganz
sicher ein Stück über die Kirche und ihre Hierarchien.
Schauplatz ist eine Klosterschule in einer
irisch-katholischen Arbeitergegend in der Bronx
1964. Der einzige schwarze Schüler ist zugleich
Messdiener und der Schützling von Pater Flynn.
Zwischen dem leutseligen Pater und der konservativen
Schuldirektorin Schwester Aloysius
herrscht unerklärter Krieg. Nach einer Predigt,
in der er sich als Fan von Kennedy outet, setzt
die Direktorin ihre Nonnen auf ihn an; sie sollen
Merkwürdigkeiten in seinem Verhalten melden.
Die naive Nachwuchsschwester James berichtet
ihr ein kleines Vorkommnis zwischen Flynn und
einem Messdiener, das die Direktorin nutzt, um
gegen Flynn Front zu machen.
Die geradezu inquisitorische Art und Weise, in
der Schwester Aloysus ihren einmal geschöpften,
äußerst vagen Verdacht verfolgt, ihn schließlich
„bestätigt“ sieht und in Konsequenzen münden
lässt, erinnert auch an den Verlust bürgerlicher
Freiheiten und rechtsstaatlicher Garantien im
vorgeblichen Kampf gegen den Terror.
In jedem Fall hat John Patrick Shanley mit seinen
Fragen über den Umgang mit Verdacht, Schuld
und Verurteilung ein intelligentes und provokantes
Stück vorgelegt. Zweifel (Doubt) wurde 2005
mit dem Pulitzerpreis, dem Drama Desk Award
und dem Tony Award ausgezeichnet und 2008 unter
dem Titel „Glaubensfrage“ mit Meryl Streep in
der Hauptrolle verfilmt.
Kartenvorverkauf nur über Express-Ticketservice,
Obermarktstraße 26-30, 32423 Minden, Telefon
(05 71) 882 77. Abendkasse mit Datenrückverfolgung.
Das Stück wird ohne Pause und unter den
gültigen Hygieneauflagen gespielt.
Termine
Premiere ist am Sonntag, 8. November, 18.00 Uhr.
Weitere Aufführungen an den Sonntagen 15., 22.,
29. November sowie 6. und 13. Dezember jeweils
um 18 Uhr. Die Vorstellungen an den Freitagen 13.,
20., 27. November sowie 4. und 11. Dezember starten
um 20 Uhr.
www.vhs-minden.de
news November 2020 | 35
Fotos: PR