Nikolas Fels (links) ist mit 26 Jahren der jüngste Tiptopler. Reinhard Uphoff ist Gründungsmitglied der Sparte des
Vereins Rot-Weiß Unterlübbe und mit 82 der Älteste in der Gruppe. news-Foto: Carsten Korfesmeyer
news Februar 2020 | Sport | 85
Die etwas andere Sportgruppe
Fußball ohne Ehrgeiz: Das geht – und nur die Fitness zählt.
Das Alter ist bei „Tiptop“
nebensächlich. In dieser
Sportgruppe von Rot-Weiß
Unterlübbe zählen auch
keine Höchstleistungen,
sondern es dreht sich
allein um Fitness. „Wir
wollen uns einfach ein
bisschen bewegen“, sagt
Anthony Kreft, der vor
dreieinhalb Jahren dazustieß.
Immer montags um
Viertel nach sechs treffen
sich alle in der Sporthalle
von Unterlübbe. Dann
spielen die Männer eine
Dreiviertelstunde Fußball,
und wer gewinnt, ist egal.
„Spaß ist die Hauptsache“,
sagt der Gastronom. Aber
geht Kicken ohne Ehrgeiz?
Ja, das geht. Wer beim
Spielen zusieht, erlebt eine
etwas andere Sportgruppe.
Da treten Männer hinter
den weichen Ball, die locker zueinander Opa,
Vater und Enkel sein könnten. Gelacht wird viel
– vor allem aber hagelt es kecke Sprüche. Manche
sprinten, andere schlendern und über allem
schwebt ein Gemeinschaftsgefühl. Der Begriff
generationenverbindend drängt sich auf und ein
Mann am Spielfeldrand erzählt, dass es für alle
anschließend noch auf ein Bier in die Garage neben
der Sporthalle geht.
Es ist Reinhard Uphoff. 82 Jahre ist er und Gründungsmitglied
von „Tiptop“. 1989 ist die Gruppe
an den Start gegangen. „Damals noch mit Gymnastik“,
erzählt der Unterlübber mit einem Augenzwinkern.
Und im weiteren Gesprächsverlauf
zeigt sich, dass hinter der Idee dieser Sparte weit
mehr steckt, als „heute einfach nur noch ein bisschen
hinter den Ball zu treten“. Ziel ist, sich bis
ins hohe Alter körperlich beweglich zu halten.
„Wer rastet, der rostet“, sagt Uphoff. Er kenne
viele Menschen in seiner Altersklasse, die nicht
mehr fit sind und kaum noch in ihre Autos steigen
könnten. Überzeugt ist er, dass Bewegungsmangel
zumindest einer der
Gründe dafür ist.
Dass regelmäßiger Sport
in dieser Hinsicht vorbeugen
kann, ist die gelebte
Philosophie. Und
unter den einst sieben
Gründern befand sich so
mancher, der aus beruflichen
Gründen wenig
Zeit zum Sport fand. „Wir
wussten das und steuern
bewusst dagegen“, sagt
Wolfgang Hüsing. Bei
Tiptop mitzumachen, sei
selbstverständlich kein
gesichertes Abo auf dauerhafte
Fitness, und ein
paar Sportkollegen seien
auch bereits verstorben.
Allerdings: „Ich würde
mich körperlich sicher
schlechter fühlen, wenn
ich nicht dabei wäre.“
Von zu wenig Gelegenheit für Sport reden die
Gruppenmitglieder auch heute noch. „Ich bin viel
im Schichtdienst“, sagt beispielsweise Nikolas
Fels. Seit einem Jahr lebt der 26-Jährige in Unterlübbe
und in der Gruppe sieht er einen Anreiz,
sich immer wieder aufzuraffen. „Dieser Termin
steht bei mir fest im Kalender“, sagt der Jüngste
der Truppe. Ihm gefällt der Teamgeist und sowieso
das Drumherum. Im Dezember wurde das
30-Jährige von „Tiptop“ gefeiert. Es soll noch lange
so weitergehen.