news Januar 2020 | Business | 101
daran auch nichts ändert. Die Behörde sorgt mit teilweise recht
unfreundlichem Amtston dafür, dass der Bürger sich gegängelt
fühlt. Der Steuerzahler selbst sorgt mit seinen Versuchen, möglichst
wenig an den Fiskus abzudrücken dafür, dass die Beamten
peinlich genau auf jedes erdenkliche Schlupfloch achten.
Über die Art und Weise des gegenseitigen Miteinanderumgehens
darf sicherlich diskutiert werden. Behördenbriefe und Beamte
dürften an der ein oder anderen Stelle gerne etwas freundlicher
sein. Aber auch der Bürger muss einfach akzeptieren, dass die Damen
und Herren im Finanzamt nur Gesetze befolgen, die sie selbst
nicht gemacht haben.
Fakt ist, dass es in Deutschland ohne Steuern nicht geht. Niemand
hat so richtig Sympathie für die Einnahmen, die jeder von uns für
das Funktionieren unseres Staates an den Fiskus zahlen muss.
Oft liegt das schlichtweg daran, weil die Gesetze nicht nachvollziehbar
sind - oder unterschiedlich interpretiert werden. Steuern
selbst sind aber wichtiger als man oft denkt. Steuern haben viele
Gesichter. Sie werden beim Einkommen verlangt, an der Zapfsäule,
beim Einkaufen – sogar für die Kirche oder wenn man „auf
den Hund kommt“. Geht es um Geld, schlägt das Steuersystem
nahezu überall zu. Dass der Staat diesbezüglich erfinderisch sein
kann, haben allein die Abgeltungssteuer oder die Änderung des
Erbschaftsteuergesetzes gezeigt. Dass dann viele nach Schlupflöchern
suchen, ist verständlich – und natürlich gibt es jede Menge
„ganz legale Steuertricks“.
Das Steuersystem ist zu komplex, um an dieser Stelle in all seinen
Facetten dargestellt zu werden. Hier geht es um das Grundsätzliche,
das bei den Unmengen an Fachbegriffen und Details völlig
unter die Räder gerät. Denn ohne Steuern ist kein Staat zu machen.
Das muss jedem bewusst sein, der sich über seine Bescheide
ärgert. Durch das Zahlen leisten wir alle unsere Beiträge, dass
alles läuft.
Steuern sind die Haupteinnahmequelle eines modernen Staates.
Durch die komplexe Steuergesetzgebung sind Steuern und andere
Abgaben ein andauernder politischer und gesellschaftlicher
Streitpunkt. Wer seine jährliche Einkommensteuererklärung anfertigt,
blickt ganz oft nicht durch. Das führt zu Unsicherheiten,
denn: Was Menschen nicht nachvollziehen können, macht sie
unsicher und sauer. Der Politiker Friedrich Merz forderte daher
schon vor Jahren, die „Steuererklärung, die auf eine Bierdeckel“
passt. Damit sollte der Dschungel gelichtet werden, damit jeder
auch ganz schnell weiß, was er zahlen muss. Daraus ist bekanntermaßen
nichts geworden – noch nichts.
Wer brav seine Steuern zahlt, leistet folglich seinen Beitrag für
das Gemeinwesen. Und diese Leistungen sind zwar nicht unmittelbar
für jeden Einzelnen fühlbar, aber wir spüren sie doch jeden
Tag. Ob Straßen, Wege oder die vielen anderen Aspekte der so
genannten öffentlichen Daseinsfürsorge wären ohne Steuergelder
gar nicht finanzierbar. Und auch unser auf Solidarität gebautes
Staatssystem könnte ohne Einnahmen gar nicht funktionieren.
Dass Arbeitslose Geld bekommen, ist nur durch die Steuerzahler
möglich. Menschen in Not werden aufgefangen. Klartext: Dass niemand
wirklich Hunger leiden muss, ist das Verdienst des Steuersystems.
So gesehen sind Steuern etwas Gutes. Sie haben lediglich
nur ein Imageproblem.
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