1970 ist die Verbindungsstrecke zwischen Petershagen und Lahde eröffnet worden. Der Weg über die Weser verkürzte sich enorm und veränderte die gesamte Region. Wir blicken für Euch zurück in die Zeiten, als der große Fluss die Menschen noch trennte.

 

315 Meter misst die Weserbrücke zwischen Petershagen und Lahde. Mit dem Auto sind es nur ein paar Sekunden zwischen den beiden Orten und man saust eigentlich ohne größeres Nachdenken darüber. Heute gehört das Bauwerk wie selbstverständlich zum Stadtbild. 50 Jahre besteht es inzwischen und es ist mehr als eine Konstruktion. Es schlägt die Brücke über die Weser und führt Menschen zusammen, die sonst dafür riesige Umwege fahren oder die Fähre nehmen mussten.

Eckhard Krause und sein Vater waren die ersten, die mit dem Auto über die neue Brücke fuhren. Für den damals Zehnjährigen und heutigen Autohauchef aus Petershagen sind die Erinnerungen noch ganz lebendig. Womöglich hat er schon damals gespürt, dass mit der Eröffnung der neuen Strecke eine neue Ära in der Region anbrach, die das Getrennte zusammenführte. Das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt wuchs – und links und rechts der Weser kam es zu Begegnungen.

Ganz klar: Mit der Einweihung der Weserbrücke vor 50 Jahren feierten Petershagen und Lahde ein historisches Ereignis. Gleichzeitig endete mit der Einstellung des Fährbetriebes ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte. Ohne das Brückenbauwerk, das Petershagen, Lahde sowie die nähere und weitere Region miteinander verbindet, wäre die „neue Stadt” in der heutigen Gestalt wohl nicht möglich gewesen.

Die Geburtsstunde geht auf das Inkrafttreten der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1973 zurück, als sich nach unzähligen Sitzungen und Diskussionsrunden die 29 ehemals selbstständige Gemeinden zur Stadt Petershagen zusammenschlossen. Von diesen Ortschaften gehörten 19 zum früheren Amt Windheim zu Lahde, 18 davon östlich (rechts) der Weser. Dazu kam Schlüsselburg im „hohen Norden” auf der gegenüberliegenden Flussseite. Westlich (links) der Weser liegen zehn weitere Ortschaften, die vor der Neuordnung das Amt Petershagen bildeten. In den 1950er und auch noch zu Beginn der 1960er Jahre konnten sich viele Einheimische nicht vorstellen, dass der Fährbetrieb von einer langen Brücke abgelöst werden sollte.

Häufig machte in Petershagen und Umgebung der Ausspruch die Runde: „Die Brücke kommt nie“. Am Montag, 9. November 1970, war es aber dann doch soweit: Vor zahlreichen Ehrengästen nahm der damalige NRW-Minister für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr, Dr. Horst Ludwig Riemer, auf Lahder Weserseite die offizielle Übergabe vor. Groß war das Interesse der Bevölkerung – trotz bitterer Kälte. Zu Fuß und mit Fahrrädern zog seinerzeit eine riesige Menschenmenge über die Brücke. Gleichzeitig startete an dem Tag die Weserfähre, deren Anlegestelle mit Fahnen und Girlanden geschmückt worden war, zu ihren letzten Überfahrten. Auch hier war der Andrang enorm, denn es war allen bewusst, dass es historische Momente waren.

Zwischen Petershagen und Lahde gab es bereits vor Hunderten von Jahren einige Holzbrücken, die für Leben und Handel von großer Bedeutung waren. Da diese immer wieder von den Naturgewalten zerstört wurden, konzentrierte sich der Querungsverkehr der Weser später auf die Fähre. Der Fährmann war verpflichtet, landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte mit ihren Begleitern kostenlos von Petershagen nach Lahde zu befördern. Die Zahl der Ackerbürger, die dieses Vorrecht in Anspruch nehmen durften, verringerte sich, da sie aufgrund einiger Großbrände ihre Ländereien jenseits der Weser verkaufen mussten. Eine kurzlebige Weserbrücke geht um 1900 auf die Mindener Pioniere zurück. Im April 1945 errichteten die alliierten Truppen vorübergehend eine Kriegsbrücke.

1966 begann der Bau der neuen Weserbrücke. Die Leitung dafür hatte die Straßenbauverwaltung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe übernommen. Endlich war die seit langer Zeit angestrebte Verbindung zwischen der B 61 in Petershagen und der B 482 in Lahde realisiert worden. Die alte Fährstelle ist in Petershagen übrigens nicht in Vergessenheit geraten. Das alte Gelände hat sich inzwischen zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt, auf dem nach einem „Dornröschenschlaf”, der bis 1995 dauerte, verschiedene Gestaltungen durchgeführt wurden. Heute ist es ein Ort für Freizeit und Tourismus.

Hintergrund:
Die Weserbrücke zwischen Petershagen und Lahde:

Die Weserbrücke hat eine Länge von 315 Metern. Im Zuge der 1966 begonnenen Baumaßnahme mussten sieben kleine Brücken in der Umgebung errichtet werden.

Die Gesamtkosten lagen bei 13,1 Millionen Mark. Die Hauptposten dieses Betrages waren Brückenbau (6,4 Millionen Mark) und Grunderwerb von 160.000 Quadratmetern (1,7 Millionen Mark).

Für die Aufschüttungsarbeiten der Rampen und die Straßen im Verlauf der Trasse der neuen L 770 wurde ein Lkw-Pendelverkehr eingerichtet. Es entstanden acht Brückenpfeiler.

Bei den Bauarbeiten wurden 360.000 Kubikmeter Erde bewegt sowie 5.930 Kubikmeter Beton und 590 Tonnen Baustahl benötigt. Die Kronenbreite des Bau-werkes umfasst 14 Meter. Zur 7,50 Meter breiten Fahrbahn kamen an beiden Seiten jeweils 1,50 Meter breite Bankette, 1,25 Meter befestigte Seitenstreifen und 0,50 Meter breite Leitstreifen.

Der Zustand der Brücke wird vom heutigen Landesbetrieb Straßen.NRW regelmäßig untersucht.