Fixiert auf „schwierige Projekte“: Im Sommer hat die AIM Center GmbH die Mindener Obermarktpassage gekauft. Gegenüber news – Das Magazin spricht der Projektplaner über das, was voraussichtlich bis Ende 2022 fertig sein soll. Und das ist so einiges.

Von Carsten Korfesmeyer

Rupert Atzberger ist Projektsteuerer und Projektplaner der AIM Center GmbH aus Passau. Die hat mit ihrem Geschäftsführer Robert Maier im Sommer die Mindener Obermarktpassage gekauft. „Wir erwerben grundsätzlich schwierige Projekte“, sagt der Mann aus Niederbayern im Gespräch mit news – Das Magazin. Dass sich die Gesellschaft mit dem fast vier Jahrzehnte alten Gebäudekomplex zwischen ZOB und Obermarkt das wohl größte Immobilienproblem an Land gezogen habe, sei ganz bewusst geschehen. „Wir haben die Entwicklungen dort schon sehr lange verfolgt“, sagt er. Schon 2018 habe man kaufen wollen, doch die Vertragsverhandlungen scheiterten.

Jetzt ist aber alles in trockenen Tüchern. Rupert Atzberger und Robert Maier haben konkrete Pläne und nach Worten des Projektentwicklers schon 80 Prozent der Flächen vermietet – obwohl bei den Arbeiten zur Sanierung noch nicht ein Handschlag erfolgt ist. In die frühere Stadthalle soll ein Kino mit sieben Sälen einziehen, das Erdgeschoss bekommt unter anderem eine Bowlingbahn und eine Großbäckerei ist nach Worten von Rupert Atzberger ebenfalls schon so gut wie mit an Bord. Den Einzelhandel werde man gegenüber seiner früheren Größe um rund ein Drittel reduzieren, erzählt er weiter. Von 15 Wohnungen für Studenten spricht er ebenso wie über Seniorenwohnungen, eine Tagespflege und Freizeitbereiche mit Dart, Gastronomie und Billard. Auch ein Hotel mit 100 Betten spielt bei den Planungen eine Rolle.

„Schwierige Eigentümerverhältnisse“

Die Weiterentwicklung der Obermarktpassage scheitert seit beinahe einem Jahrzehnt. Seither tat sich wenig bis gar nichts, doch Rupert Atzberger spricht wie einer, der das ändern kann und will. „Das Problem waren bislang auch die schwierigen Eigentümerverhältnisse. Die Stadthalle gehörte der Stadt und die Praxen und 67 Wohnungen waren in Privateigentum. Der Mann von der AIM sagt offen, dass die Gesellschaft möglichst alles erwerben möchte, um allein entscheiden und planen zu können. 78 Prozent des gesamten Komplexes gehöre AIM bereits. 43 Wohnungen zählen dazu, für die marktübliche Preise gezahlt wurden. Selbstverständlich dränge man nicht zum Verkauf, allerdings käme auf die jeweiligen Eigentümer eine Beteiligung an den Sanierungskosten zu. Und weil die Obermarktpassage schon sehr lange im Sanierungsstau steht, sei das schon ein ganzer Batzen.

Wann geht’s an die Arbeit? Möglichst schnell, lässt Rupert Atzberger durchblicken, der sich und Robert Maier als „gut vernetzt“ bezeichnet und aktuell bundesweit rund 40 verschiedene Projekte laufen hat. In der dritten Januarwoche sollen die Pläne bei der Stadt eingereicht werden. Danach soll es so schnell wie möglich mit dem Bauen starten. „Wir gehen zurzeit davon aus, dass etwa Mitte bis Ende 2022 alles abgeschlossen ist“, sagt er. Deutlich früher soll seinen Worten zufolge schon die Tiefgarage wieder öffnen. Und zwar gegen Ostern 2021.

Rupert Atzberger kennt sich mit den örtlichen Gegebenheiten sehr gut aus. „Obwohl wir in Passau sitzen“, sagt er. Informiert sind er und Robert Maier deshalb auch gut über die Probleme des sogenannten Durchgangs vom Obermarkt zum ZOB, der beispielsweise für die Geschäftsleute der Obermarktstraße seit jeher von hoher Bedeutung ist. Denn nutzen sie den Weg durch die Passage, kommen sie an den jeweligen Geschäften vorbei. Diese Art Rundlauf durch die Stadt hat seit fast einem Jahr gefehlt. Die zwischenzeitlichen Eigentümerinnen der Passage hatten auf eine provisorische Schaffung des Durchgangs verzichtet. Offizielle Begründung: Unnötige Kosten.

Mit AIM wird es diesen Durchgang wieder geben. „Und zwar einen direkten“, verspricht Rupert Atzberger. Vom Obermarkt werde eine Treppe bereits am früheren Gastronomiebereich nach unten führen.

Und was ist nach Ende der Fertigstellung? Steht dann womöglich ein erneuter Verkauf der Obermarktpassage an? Der Projektsteuerer sagt es in aller Deutlichkeit. „Wir haben sie gekauft, um sie zu behalten.“