Von Carsten Dehne

Das ist doch irgendwie ein schlechter Scherz: jahrelang bekam GWD Minden in der Entschuldungsphase die Lizenz für die Handballbundesliga unter Auflagen. Das war klar und völlig berechtigt. Es sollte alles seinen „sauberen“ Gang bis zu den „schwarzen Zahlen“ gehen. Jetzt, seit Jahren schuldenfrei und schuldlos mit dem Problem der Heimspielstätte konfrontiert, gibt es Auflagen wegen eines fehlenden VIP-Raumes. Fehlt der Raum, dürfen die Grün-Weißen nicht in der Kampa-Halle spielen. Für mich ein ganz schlechter Scherz.

Versteht mich bitte nicht falsch: Ich möchte keine Extrawurst für GWD Minden. In den Statuten steht nun mal drin, dass es diesen Raum geben muss – dann ist das so. Aber warum zum Teufel kann man da denn bitte schön nicht mal ein, zwei, drei Jahre drauf verzichten? Die Herren der HBL sollen doch froh und glücklich sein über JEDEN Verein, der diese verdammte Krise übersteht. Diese Aussage tätigen sie zwar – handeln in Sachen dann GWD aber merkwürdig. GWD-Geschäftsführer Markus Kalusche kämpft um Gelder beim Kreis etc., um den Spielort Kampa-Halle irgendwie möglich zu machen. Die Daumen sind gedrückt.

Foto: Angela Metge

Der Blick auf die Tabelle sorgt als Freund, Fan und Gönner von GWD Minden für ein leicht unbehagliches Gefühl: der Abstand zu den Abstiegsplätzen ist in den vergangenen Wochen punktetechnisch geschmolzen. Die wegen Corona abgesagten Heimspiele gegen Hannover und Burgdorf sind sicher ein Grund – GWD hat zwölf seiner 16 Punkte zu Hause geholt. Der andere Grund liegt auf der Hand: die logischerweise folgende Konsequenz einer Reihe von Auswärtsspielen. Die Konkurrenz aus dem unteren Tabellendrittel sammelte den ein oder anderen Punkt – die Luft wird dünner. Und obendrauf noch drei weitere Ausfälle. Richtig übel traf es dabei Christoph Reißky. Der hat sich kurz vor seiner Rückkehr aufs Spielfeld im Training das Kreuzband im rechten Knie gerissen – acht Monate Ausfall drohen. Der arme Christoph. Die nächste lange und quälende Zeit… Schon vorher erwischte es Aliaksandr Padshyvalau und ausgerechnet Doruk Pehlivan. Der Halblinke zeigte zuletzt mehr und mehr seine Torgefahr und ist eben nicht so einfach zu ersetzen. Wenn alles gut geht, ist Doruk Ende Mai nach seiner Meniskus-OP wieder einsatzbereit – Aliaksandr wird wohl eher wieder auf der Platte stehen. Immerhin gibt es einen Lichtblick – Lucas Meister kehrt zurück. Dem fehlt zwar Spielpraxis, aber wie wir den Kämpfer kennen, kommt das schnell zurück.

Foto: Angela Metge

Einen Ersatz für Christoffer Rambo haben die Mindener unterdessen gefunden: Nikola Jukić wechselt vom französischen Erstligisten Chartres Metropoles an die Weser. Der 26-jährige Kroate spielte dort gemeinsam mit Ex-GWD-Torwart Kim-Sonne Hansen. Nikola ist laut Sportchef Frank von Behren ein kompletter Spieler mit starkem Wurf und ein gutem Spielverständnis. Über GWD holte sich der Kroate Infos auch von Miljan Pusica – außerdem: er wollte schon immer in die Bundesliga. Willkommen in Dankersen.

19 Jahre – 192 cm groß –, blonder Wuschelkopf. Name: Magnus Holpert. Sohn von Jan und Neffe von Fynn Holpert. GWD Minden hat das nächste Nachwuchstalent mit Handballblut an die Weser gelockt. Der Rückraumspieler soll zwei Jahre das grün-weiße Trikot tragen. Danach hat er die Option, zurück zur SG Flensburg/Handewitt zu wechseln. Da spielt er seit seinem vierten (!) Lebensjahr. Das ist jetzt bei dem bodenständigen Vater kein Wunder. Jan wurde auch in Flensburg geboren und spielte bis auf sieben Jahre in Milbertshofen immer an der Förde – Glücksburg, TSB Flensburg, SG Flensburg/Handewitt. (Zur Erinnerung: mit Milbertshofen gewann Jan Holpert 1991 den Europapokal der Pokalsieger. Im Kader der Bayern standen damals auch die beiden späteren GWD-Spieler Thomas Oehme und Frank Löhr. Für Finalgegner Irun spielten u. a. Alfred Gislason und Bogdan Wenta.)

Foto: Angela Metge

Der Wechsel scheint eine Win-win-win-Situation zu sein: die Flensburger freuen sich, dass eines ihrer Talente in der Bundesliga Spielpraxis bekommt; GWD freut sich einen jungen, hungrigen Rückraumspieler zu bekommen; Magnus freut sich unter einem der beliebtesten Trainer der deutschen Handballtalente die nächsten Schritte zu machen. GWD traut Magnus zu, sich gut zu entwickeln. Allerdings sollen jetzt nicht alle Beobachter einen direkten Vergleich zu Juri Knorr ziehen. Nicht, dass Magnus weniger Talent hat, aber die Entwicklung eines Spielers ist halt immer eine individuell eigene. Zumal Max Janke und Niclas Pieczkowski für die Mittelmannposition vorrangig geplant sind. Magnus wird also auch bei GWD II in der 3. Liga spielen.

Die ausgefallenen Heimspiele haben dann leider auch dazu geführt, dass wir mit unserem Projekt „GWD-LIVE“ in der Warteschleife stehen. Gemeinsam mit Lennart Wilken-Johannes werde ich die restlichen Heimspiele der Saison live übertragen. Ladet Euch die aktuelle Version der GWD-App aufs Handy – dort klickt auf GWD-LIVE. Oder Ihr nutzt die GWD-Homepage. Unter dem Reiter „Bundesliga“ findet Ihr „GWD-Spieltagsradio“ und geht da drauf. Die Übertragungen beginnen immer eine Viertelstunde vor Anpfiff.