Meer oder Berge? Oder beides? Oder einfach mal ein Wochenende raus? Camper haben es gut: Ohne großen Aufwand eine Auszeit zu nehmen, ist für sie relativ einfach. Und wenn nicht gerade Hauptsaison ist, finden sie auch überall ein Plätzchen.

Egal ob mit dem Wohnmobil, dem Wohnwagen oder dem Zelt: Camping ist flexibel – und vor allem eine Angelegenheit für Individualisten. Reisemobile und Wohnwagen liegen nicht erst seit Corona voll im Trend. Natürlich ist der Urlaub auf dem Stell- oder Campingplatz nicht mit einem All-Inclusive-Hotelurlaub zu vergleichen. Dafür ist die Bandbreite dessen, was möglich ist, deutlich größer als bei einem Hotel- oder Ferienwohnung-Aufenthalt: Kreuz und quer durch Skandinavien mit Nächten am Seeufer, eine Tour entlang der Mittelmeerküste oder eine Woche in den niederländischen Nordsee-Dünen – für Camper ist das kein Problem.

Die Bandbreite der Wohnmobile und Wohnwagenanhänger ist groß: Sie reicht vom Kastenwagen mit Schlafgelegenheit über Campingbusse bis zum Luxusliner mit Vollausstattung, vom kleinen Anhänger mit einfacher Schlafgelegenheit und Kochzeile bis hin zum Luxusanhänger. Dusche und WC gehören bei vielen Gefährten zum Standard, aber natürlich ist die Palette der Möglichkeiten nach oben hin offen: Fußbodenheizung, Plasmafernseher oder Klimaanlage kosten etwas mehr. Aber auch am anderen Ende gibt es viele Möglichkeiten: Ob Trekking- oder großes Familienzelt, Zeltanhänger oder Dachzelt für das Auto, der Markt ist riesig.

Hohe Flexibilität

Wer das Campen neu entdecken will, sollte sich zunächst klarmachen, was er will: So haben Wohnmobile viele Vorteile gegenüber anderen Campingmöglichkeiten, natürlich aber auch Nachteile. Ein großer Vorteil gegenüber dem Wohnwagen ist die Anreisegeschwindigkeit: Während Gespanne in den meisten europäischen Ländern nicht schneller als 80 km/h fahren dürfen – in Deutschland ist es möglich, eine 100 km/h-Zulassung zu bekommen –, gilt ein solches Tempolimit für Wohnmobile in der Regel nicht.

Wer es vorzieht, an einem festen Ort für längere Zeit Urlaub zu machen, ist mit einem Wohnmobil aber vielleicht doch nicht am besten aufgestellt: Denn hat man sich auf dem Campingplatz einmal muckelig eingerichtet, ist es Essig mit dem schnellen Besuch der nächsten Stadt oder dem Trip zum Supermarkt. Das ist der Moment, an dem die Motor-Camper-Besitzer ein wenig neidisch auf Wohnwagen-Camper schauen. Aber nur kurz – spätestens auf der Autobahn wird es ein Blick voller Mitleid.

Auch klar ist: Wer möglichst viel sehen möchte, von einem Ort zum anderen reist, der ist mit einem Wohnwagen schlecht bedient. Einparken auf dem Campingplatz, mit der Wasserwage austarieren, bis das Ding gerade steht, Stützen an den vier Ecken ausfahren, Wasser holen, Abwassertank positionieren, Gas und Strom anschließen – das alles frisst Zeit. Für Wohnmobile bieten viele Campingplätze inzwischen Servicestationen an: Drauf fahren, Wasser tanken oder ablassen, fertig ist die Laube. Und wer sein Wohnmobil als Reisemobil nutzt, also von Ort zu Ort unterwegs ist, kurbelt auf dem Camping- oder Stellplatz eh nur fix die Markise aus, stellt Tisch und Stühle vor die Tür und ist am nächsten Morgen schnell wieder unterwegs.

Fotos: Toms Rits –Unsplash

Die Frage des Stellplatzes

Stellplatz ist das nächste Stichwort, das für Wohnmobile spricht: Viele dieser Plätze sind für Zelt und Wohnwagen tabu. Warum das so ist, weiß vermutlich nur der Gesetzgeber. In anderen Ländern sieht das übrigens anders aus: In Schweden, Finnland und Norwegen, in den baltischen Republiken Estland, Lettland und Litauen oder in Schottland ist das sogenannte wilde Campen erlaubt, in manchen anderen Ländern gibt es Einschränkungen, aber keine generellen Verbote. In Deutschland gibt es immerhin Internetseiten wie „Alpacacamping“, über die sich neben den klassischen Campingplätzen zum Beispiel private Wiesen finden lassen, auf denen gegen einen kleinen Betrag auch Wohnwagen und Zelte einen Platz für die Nacht finden. Welche Regeln zum wilden Campen vor Ort gelten, solltest Du aber immer vorab prüfen.

Generell ist also die Frage, wie eine Reise verlaufen soll, ausschlaggebend dafür, was für ein Campinggerät Du brauchst. Wer an der Mittelmeerküste entlang von Ort zu Ort reist, ist mit einem kleinen wendigen Fahrzeug meist besser bedient als mit einem Dickschiff. In den meisten Ortschaften Südfrankreichs oder Italiens ist es nämlich so gut wie unmöglich, mit einem großen Gefährt die engen Gassen und Kurven zu befahren. Wer nicht gerade beruflich Lastwagen fährt, wird dann vermutlich wenig Spaß mit einem großen Reisemobil haben. Geht es über gut ausgebaute Landstraßen von Campingplatz zu Campingplatz oder sogar für zwei Wochen Dauerurlaub zu einem Ziel, darf es natürlich etwas mehr sein, dann spielt auch der Wohnwagen seine Stärke aus, der eben keine Fahrerkabine mit einem Wohn- und Schlafbereich verbinden muss.

Ein großes Familienzelt mit bequemen selbst aufblasenden Matratzen verspricht deutlich mehr Komfort als die kleine Trekkinghöhle, die somit eher das Pendant zum Reisemobil ist. Inzwischen gibt es auch hier viele Innovationen, die das Leben auf dem Campingplatz leichter machen, Zelte mit aufblasbarem Gestänge zum Beispiel, die in Minuten auf- und abgebaut sind. Gedanken musst Du Dir allerdings noch um das zusätzliche Equipment machen: Kochen, Sitzen, Handy laden – für alles gibt es Lösungen, aber alle brauchen Platz.

Eine grundsätzliche Entscheidung betrifft die sanitäre Einrichtung. Während spartanisch eingerichtete Fahrzeuge ohne Toilette und teilweise sogar Wassertank auskommen, haben komfortablere Ausführungen von Waschraum mit Toilette bis hin zur Dusche deutlich mehr an Bord. Lösungen gibt es für alle Fälle. Eine neue Dimension hat die Sanitärproblematik in der Coronazeit bekommen. Während sanitäre Einrichtungen auf Campingplätzen vorhanden sind – wenngleich auch in unterschiedlicher Qualität –, haben Hygienevorschriften hier oft zu deutlichen Einschränkungen geführt. Wer also dringend muss, ist in solchen Fällen sicher froh, eine eigene Toilette an Bord zu haben – wenn auch das Leeren nicht unbedingt eine wahre Freude ist. Auf Stellplätzen gibt es aber oft keine Möglichkeit, außer im Wohnmobil selbst die Toilette zu nutzen.