Bilder der Krise
Einblicke durch eine Kamera in Zeiten von Corona
Fotograf Ingmar Nolting reiste bislang 9000 Kilometer durch Deutschland, um mit seiner Kamera die Momente der Coronazeiten einzufangen. Auch in Minden war er unterwegs. Die Bilder stehen zwar exklusiv im Zeit-Magazin, aber er plant in Zusammenarbeit mit dem Juwelier Olrik Laufer eine Ausstellung in Minden.
Menschen im Wald, getrennt durch einen Zaun oder auf einem weiten Feld. Ingmar Noltings Bilder lassen es emotional mucksmäuschenstill werden. Die Bilder des Dokumentationsfotografen drücken die Zeiten um Covid 19 in Deutschland aus, zeigen Stillstand und eine absurde Normalität. Abstand halten, zuhause bleiben oder abgeriegelte Straßen nicht betreten: Die Kamera des 25-Jährigen fängt Situationen unserer Gegenwart ein, die berühren. Es sind Momentaufnahmen, aber auch positionierte Geschehnisse – durchdacht und im Zeichen der Krise.
Für sein Coronavirus-Projekt ist der Leipziger in den vergangenen Wochen viel in Deutschland herumgereist. „Rund 9000 Kilometer“, sagt er gegenüber news – Das Magazin. Er ging durch Städte, über Felder oder auch in Krankenhäuser. Sein Foto, das eine Messehalle zeigt, in der weit mehr als 100 leere Krankenhausbetten stehen, gehört zu den auffälligsten und emotionalsten Bildern, denn es drückt die Botschaft der Coronatage mit einem einzigen Klick aus: Die große Infektionswelle ist bei uns zum Glück ausgeblieben, aber wir müssen weiter vorbereitet sein.
Seine Bilder sind im Zeit-Magazin zu sehen und Ingmar Nolting darf sie uns aus rechtlichen Gründen deshalb nicht zur Verfügung stellen. Aber der Profifotograf plant eine Ausstellung in Minden, die er mit Unterstützung des Juweliers Olrik Laufer auf die Beine stellen will. Wann und wo steht noch nicht fest – und lässt sich in diesen Wochen auch nicht entscheiden. „Aber sie wird sicher kommen“, sagt Ingmar Nolting, der nach dem Studium als Freier Fotograf weltweit tätig ist.
Etwa 25 bis 30 Bilder sollen es werden, verrät er. Darunter mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch das ausdrucksstarke Foto aus einem Mindener Supermarkt, das den sterilen Alltag eindrucksvoll wirken lässt – rechts Einkaufswagen, links Desinfektionsmittel und dahinter eine kalkweiße Wand. Eine Szene, die an Krankenhäuser erinnert. „Viele meiner Bilder sind in Minden entstanden“, sagt Ingmar Nolting und er erzählt von seiner tiefen Bindung zur Stadt. Er selbst ist zwar in Aalen geboren, doch der Großteil seiner Familie besteht aus Mindenern. Das prägt und bei der Motivsuche hat er auch seine Großmutter abgelichtet. Das Bild zeigt sie mit einem Mundschutz vor der geöffneten Terrassentür bei Dunkelheit. Es ist ein Foto, das die Zuhause-bleiben-Botschaft sendet und gleichzeitig mit dem Licht spielt, das die Gemütlichkeit der eigenen vier Wände ausdrückt.
Die Bilder des Profifotografen wirken natürlich, wie aus dem Leben und sehr aufgeräumt. Ingmar Nolting zeigt sich mit seinen Fotos ganz auf Augenhöhe mit den Motiven und das macht die Aussagen noch glaubwürdiger. Eindrucksvoll wirkt auch das Motiv aus dem Berliner Konzerthaus, das einen Organisten an einer elektrischen Orgel vor leeren Rängen zeigt. Alles scheint wie immer, doch nichts ist normal, weil die Menschen fehlen. Ingmar Nolting steht Mitten im Leben und agiert mit der Kamera dort, wo die Themen der Zeit gerade sind. Wie lange er an seinem Coronaprojekt weiterarbeitet, kann der Mann aus der Sachsenmetropole momentan nicht sagen. Noch ist die Krise nicht überstanden, sagt er. Und auch das ist eine Botschaft, die sich in den Covid-19-Fotos des Minden-Fans stark wiederspiegelt.