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150 Elektroscooter stehen in Minden zur Verfügung

Die Roller rocken die City - Viele versprechen sich dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz und mehr Mobilität in der Innenstadt. Es gibt Fans, aber auch Kritiker.

Foto: Patrick Schwemling

Seit Juni gibt es in Minden eine neue Möglichkeit der Fortbewegung: 150 Elektroroller des Anbieters Tier Mobility stehen zum Ausleihen über das Stadtgebiet verteilt bereit. An der Rodenbecker Straße, in Dankersen, Bärenkämpen oder auch direkt in der Innenstadt: Überall waren schon zum Auftakt in den Morgenstunden plötzlich die geparkten City-Flitzer zu sehen. Der Anbieter hatte sie am späten Abend zuvor aufgestellt und in der Nacht schließlich freigeschaltet.

Wie das Unternehmen Tier mitteilte, hatte es gemeinsam mit der Stadt zuvor die Rahmenbedingungen für den Betrieb sowie das Geschäftsgebiet und die Parkverbotszonen erarbeitet und festgelegt. Minden ist die 31. Stadt in Nordrhein-Westfalen, in der Tier seinen E-Scooter-Service anbietet. Deutschlandweit ist der Berliner Mikromobilitätsanbieter in mehr als 90 Städten aktiv.
Matthias Weber, Regionalmanager Westfalen bei Tier, freut sich, dass man nun auch Bewohnern und Gästen von Minden eine umweltfreundliche Alternative biete, „um sich emissionsfrei durch die Stadt zu bewegen“. Und Bürgermeister Michael Jäcke (SPD) ergänzt in einer Pressemitteilung: „In Minden legen wir Wert auf ein möglichst breites Mobilitätsangebot. E-Scooter passen da perfekt rein, denn sie machen die erste und letzte Meile ohne Auto möglich.“ Die Mindener könnten so beispielsweise an ihre Fahrt mit Bahn oder Bus anknüpfen und schnell und unkompliziert ihr Ziel erreichen. „Und dabei die Umwelt schonen“, betont Jäcke.

Während der Bürgermeister durchaus optimistisch an das ganze Projekt herangeht, sind viele Menschen skeptischer. „Wann landen wohl die ersten E-Scooter in der Weser?“, schreibt beispielsweise eine junge Frau dem Mindener Tageblatt. Und ihr Mann schreibt: „Toll, noch mehr Müll.“ Viele befürchten, dass die Roller nur in der Gegend rumstehen, verbotenerweise Grünflächen wie im Glacis verschmutzen und ein neues Risiko im Straßenverkehr darstellen. „Hoffentlich wird der Mist schnell wieder abgeschafft“, so ein weiterer MT-Leser.

Generell gehen die Meinungen über das neue Angebot auseinander. Das zeigt auch eine spontane Umfrage auf dem MT-Instagram-Account, wenngleich eine leichte Tendenz zugunsten der Scooter zu erkennen ist. „Ich find’s super. Teilweise komme ich durch eine Zugverspätung zu spät am Bahnhof an und schaffe meinen Bus dann nicht mehr“, berichtet ein Mindener. Mit den E-Rollern könne er nun flexibler reagieren. Und auch andere Leserinnen und Leser wollen dem neuen Angebot eine Chance geben: „Ich bin schon gefahren. Das macht super Spaß, bitte mehr davon“, heißt es auf Instagram.

Zu finden sind die E-Roller von der Nordstadt bis in den Süden nach Dützen sowie im Westen bis zur Wittelsbacherallee und entlang der Kaiserstraße bis in den Osten nach Dankersen. Per Mobiltelefon-App werden Nutzer zum nächsten freien Roller geführt, nach Fahrtende wird er dann einfach abgestellt. Um zu vermeiden, dass die Roller „wild“ geparkt werden, sorgt eine technische Vorrichtung dafür, dass die Gebühren in solchen Fällen weiterlaufen – zu diesen Parkverbotszonen, die in der App rot dargestellt werden, zählen in Minden unter anderem die Fußgängerzone in der Innenstadt sowie Grünflächen wie das Glacis. Das lokale Tier-Team kümmere sich um die Wartung der E-Scooter und könne über falsch abgestellte Fahrzeuge per E-Mail an support@tier.app oder telefonisch unter (030) 56 83 86 51 informiert werden, um die entsprechenden Fahrzeuge zeitnah umzuparken.

Lebensdauer von mindestens fünf Jahren

Die Fahrzeuge verfügen laut Auskunft des Anbieters über austauschbare Batterien, sind für den häufigen Einsatz in der Stadt konzipiert „und haben eine Lebensdauer von mindestens fünf Jahren“. Durch den Einsatz von Modellen mit austauschbaren Batterien werde das tägliche Hin-und-her-Fahren der Roller zum Aufladen in Lagerhäuser überflüssig. „Das lokale Team festangestellter Mitarbeiter kann leere Batterien direkt vor Ort durch geladene Batterien austauschen und so Fahrtwege deutlich reduzieren“, heißt es in der Mitteilung. Wie Tier-Sprecher Matthias Weber gegenüber dem MT erläuterte, seien täglich Mitarbeiter von Tier in Minden unterwegs, um möglichst effizient die Akkus zu wechseln oder auch falsch abgestellte Roller zeitnah umzuparken.

Dabei achten sie auch darauf, dass sich die Scooter nicht an einer Stelle knubbeln, etwa rund um die Kerninnenstadt. „Wenn 20, 30 Scooter an einer Stelle stehen, werden wir sie wieder etwas verteilen“, kündigt Weber an. Auch wenn Roller mehrere Tage an einer Straße stehen, würden die Mitarbeiter aktiv werden. Womöglich könnte ein Scooter defekt sein, ohne dass dies jemand gemeldet habe. Oder er werde schlichtweg an diesem Standort nicht genutzt. Auch dann würde das Fahrzeug wieder an einen etwas stärker frequentierten Standort gebracht, so Weber, der folgendes Gesamtziel formuliert: „Wir wollen dafür sorgen, dass möglichst jederzeit alle 150 Roller mit vollen Akkus zur Verfügung stehen“, sagt Weber.

Zur Nutzung der Leihscooter müssen Nutzer die Tier-App herunterladen – über den integrierten QR-Code können sie die Roller starten. Dafür werden ein Euro Aktivierungsgebühr fällig und 20 Cent pro genutzter Minute. Gezahlt werden kann bequem per Paypal oder Kreditkarte. Nach der Fahrt kann der E-Scooter dank des sogenannten Free-Floating-Systems flexibel an geeigneten Stellen geparkt werden. Alle Neukunden in Minden bekommen mit dem Code GOMINDEN bis Ende Juli zwei Freischaltungen und 20 Freiminuten geschenkt.